Klappentext
„Ich stumpfe so’n Stück ab gegenüber menschlichem Leid.“
„Ja, es ist so, daß sich im laufe der Zeit irgendwelche Routine eingeschlichen hat, und das ist auch ’ne Sache, die mich irgendwo beängstigt“.
„Eine Zeit lang machte ich weiter, obwohl ich schon wußte, daß ich es gar nicht schaffen konnte. … Ich fühlte mich … als Kanonenfutter verwendet.“
„Jeder sitzt mit hängendem Kopf herum. … Es gibt keine Spontanität, keine Energie. Man spürt die Apathie …!“
Das sind Aussagen von KollegInnen die langjährig in der Sozialen Arbeit tätig sind und die das Phänomen des „Ausbrennens“ gut erfassen.
Andere KollegInnen leiden unter
- Konflikten zwischen persönlichen und institutionellen Zielvorstellungen
- hoher Verantwortung
- schlechter Kommunikation
- ihren Vorgesetzten
- fehlender Unterstützung der KollegInnen
und reagieren mit
- hoher Arbeitsunzufriedenheit
- erhöhtem Alkohol- und/oder Drogenkonsum
- psychosomatischen Erkrankungen oder
- Flucht aus dem Beruf.
Dies müsste nach Meinung der Autoren nicht sein. Sie setzen sich mit dem „Ausbrennen“ (Burnout) in der Sozialen Arbeit auseinander, versuchen das Phänomen zu erklären und zeigen Bewältigungsstrategien auf. Durch ein hilfreiches Gesamtkonzept, einschließlich praktischer Hinweise für ein präventives Seminar, will das Buch eine auf dem Literaturmakt oft vorhandene „Lücke“ schließen helfen.
Nach Meinung der Autoren ist Soziale Arbeit ein Handlungsfeld, das zufriedene, motivierte und engagierte MitarbeiterInnen benötigt und verdient. Möge die Schrift dazu beitragen, dass den KollegInnen ihr Idealismus und ihr Engagement für und in einem der schönsten Berufsfelder erhalten bleiben!
Aus dem Inhalt
1. Was ist Burnout? 9
1.1 Begriffsgeschichte in den USA und Deutschland 10
1.2 Definitions- und Abgrenzungsproblematik 11
1.3 Symptome 12
1.4 Der Prozess des Burnout 14
1.5 Zusammenfassung 18
2. Instrumente zum Erfassen von Burnout 19
2.1 Der MBI (Maslach Burnout Inventory) von
Maslach & Jackson 1981 19
2.2 Die Überdrussskala von Aronson, Pines & Kafry 21
2.3 Der SBS-HP (Staff Burnout Scale for Health Professionals)
von Jones 22
2.4 Die Burnout-Instrumente im Vergleich 23
2.5 Zusammenfassung und Burnouttest sowie „Burnout”
als Begriff im Internet. 24
3. Erklärungsmodelle von Burnout 28
3.1 Persönlichkeitszentrierte Erklärungsansätze 29
3.2 Sozial-, arbeits- und organisationsbezogene Ansätze 34
3.3 Präventions- und Interventionsmöglichkeiten 39
3.4 Zusammenfassung 42
4. Benachbarte Forschungsgebiete 45
4.1 Stress 46
4.2 Burnout und Stress sowie Präventions- und
Interventionsmöglichkeiten 51
4.3 Arbeits(un)zufriedenheit 54
4.4 Ziele der empirischen Untersuchung von Roßrucker 56
4.5 Zusammenfassung der Forschungsgebiete Stress und
Arbeits(un)zufriedenheit 58
5. Der „unmögliche“ Beruf 60
5.1 Die Ursprünge der Sozialpädagogik 61
5.2 Aufgaben / Ziele 63
5.3 Exemplarische Darstellung von Zielen der Ausbildung 64
5.4 Aufgaben und Tätigkeitsfelder sowie der heutige
Arbeitsmarkt 65
5.5 Zusammenfassung 67
6. Befragungen 69
6.1 Einleitung 69
6.1.1 Frau L.: Arbeit in einem Kinderheim 70
6.1.2 Frau H.E.: Leitung eines christlichen
Kinderbibelkreises 72
6.1.3 Herr H.: Arbeit in einer gerontopsychiatr.
Wohngruppe 74
6.1.4 Frau U.: Straßensozialarbeiterin / Streetwork 76
6.1.5 Frau K.: Tätigkeit in der Aussiedlerarbeit 79
6.1.6 Herr F.: Tätigkeit in der Aus- und Weiterbildung 80
6.1.7 Frau M.S.: Gesetzliche Betreuerin 84
6.1.8 Frau W.: Arbeit in einer Behindertenwerkstatt 87
6.1.9 Frau G.: Gesetzliche Betreuerin 88
6.2 Zusammenfassung 89
6.2.1 Zur Auswertung der Fragen 89
6.2.2 Maßnahmen aus personenzentrierten Ansätzen 93
7. Motivation und Berufswahl 94
7.1 Das Helfer-Syndrom 96
7.1.1 Interventionen 97
7.1.2 Bewertung der Theorie 98
7.2 Der Ausstieg aus dem Sozialberuf und seine Gründe 99
7.3 Zusammenfassung 100
8. Bewältigungsstrategien 101
8.1 Interventionen auf Team- und Institutionsebene 104
8.2 Supervision 108
8.3 Gesellschaft und Selbstevaluation 111
8.4 Soziale Unterstützung 113
8.5 Bedeutung für die Helfer 116
8.6 Die Rolle der Ausbildung 117
8.7 Fort- und Weiterbildung 119
8.8 Entspannung und weitere Möglichkeiten zur Prävention
von Burnout 121
9. Ein Seminarkonzept – Methodengrundlegung 123
9.1 Gestalttherapie 125
9.1.1 Ursprung 125
9.1.2 Schlüsselbegriffe und deren therapeutische
Relevanz 126
9.1.3 Methoden und Arbeitsweisen 128
9.1.4 Abgrenzung der Gestaltherapie zur Gestalt
als Methode in der Sozialen Arbeit 129
9.1.5 Methodische Relevanz der Gestaltarbeit für
das Seminarkonzept 131
9.1.6 Zusammenfassung 135
9.2 Musiktherapie 136
9.2.1 Ursprung 136
9.2.2 Die Bausteine der improvisierten Musik und
deren therapeutische Bedeutung 139
9.2.3 Abgrenzung der Musiktherapie zur Musik als
Methode in der Sozialen Arbeit 142
9.2.4 Methodische Relevanz von Musik im
Seminarkonzept 144
9.2.5 Zusammenfassung 146
10. Ein Seminarkonzept – Durchführung 148
10.1 Vorüberlegungen 148
10.2 Prozess- und aufgabenbezogene Seminarziele 150
10.3 Konkretes Vorgehen 152
10.3.1 Seminartag Eins 152
10.3.2 Seminartag Zwei 159
10.3.3 Seminartag Drei 174
10.4 Evaluierung 185
Anhang 188
Anhang A: Maslach Burnout Inventory (MBI) 188
Anhang B: Die Überdrussskala 190
Anhang C: Der SBS-HP 192
Anhang D: Befragungsbogen 194
Anhang E: Kasseler Thesen zur Musiktherapie 198
Anhang F: Handouts 203
Handout 1: Das ausgebrannte Gebäude 203
Handout 2: Phasen des Burnout 204
Handout 3: Die Überdrussskala (siehe Anhang B) 204
Handout 4: Burnout ist auch … 205
Handout 5: Symptomliste 206
Handout 6: Meine Ressourcen 207
Handout 7: Phantasiereise 208
Handout 8: Zeitsouveränität 209
Literaturverzeichnis 210
Rezension
Dipl. Soz.-Päd. Mathias Stübinger für socialnet.de
Einführung ins Thema
Die Arbeit in einem sozialen Beruf stellt vielfältigste Anforderungen an die professionellen Helfer. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sozialer Unternehmen müssen nicht nur über ein fundiertes, berufsbezogenes Fachwissen und entsprechende praktische Begabungen und Fertigkeiten verfügen; sie sollen in der Ausübung ihrer Tätigkeit in hohem Maße auch soziale und personale Kompetenzen sowie die Fähigkeit zur Reflexion ihres Handels entwickeln.
Die Notwendigkeit, den Klienten einfühlendes Verständnis entgegenzubringen, mit anderen Menschen tragfähige, von Interesse geprägte Beziehungen einzugehen und das eigene Tun dabei ständig kritisch zu hinterfragen, führt nicht selten dazu, dass sich professionelle Helfer in den unterschiedlichsten Berufsfeldern der sozialen Arbeit unzufrieden, frustriert, überlastet und ausgebrannt fühlen.
Mit eben diesem Phänomen des „Ausbrennens“ – dem „Burnout in der sozialen Arbeit“ – beschäftigen sich die Autoren der gleichnamigen Neuveröffentlichung aus dem Ziel-Verlag Augsburg.
Autoren
Sindy Röhrig studierte an der FH Coburg Sozialpädagogik, Schwerpunkt Jugendarbeit; nach einer Tätigkeit mit Kindern und Jugendlichen arbeitet sie seit 2001 als gerichtlich bestellte Betreuerin für psychisch Kranke und geistig behinderte Menschen.
Werner Reiners-Kröncke studierte sowohl Sozialarbeit, Erziehungswissenschaften und Soziologie; nach dem Studium arbeitete er mehrer Jahre in der Heimerziehung für Kinder und Jugendliche sowie in der Suchtkrankenhilfe; er ist Vizepräsident der FH Coburg und lehrt dort seit 1982 als Professor für Pädagogik und Methoden der Sozialarbeit/Sozialpädagogik.
Hintergrund für die Entstehung des Buches
Die vorliegende Auseinandersetzung mit der Thematik des Burnout in der sozialen Arbeit hat ihren Ursprung in Schilderungen einzelner Studentinnen und Studenten, die bereits im Rahmen ihres Sozialpädagogik-Studiums erste Anzeichen eines „Ausbrennens“ im zukünftig auszuübenden Beruf erlebt haben. Durch den vielfältigen, langjährigen und intensiven Erfahrungsaustausch der Verfasser mit Kolleginnen und Kollegen aus der Praxis der Sozialen Arbeit und der daraus resultierenden Erkenntnis, dass sich auch hoch engagierte und motivierte Mitarbeiter sozialer Institutionen zunehmend schneller an den Anforderungen ihres Arbeitsfeldes „erschöpfen“, drängte es sich geradezu auf, das Phänomen Burnout näher zu untersuchen und angemessene Bewältigungsstrategien aufzuzeigen.
Die Autoren möchten – wie sie selbst schreiben – mit ihrer Schrift dazu beitragen, dass der schöne - aber schwierige – Beruf des Sozialpädagogen/-arbeiters besser, leichter und mit mehr Freude zu „ertragen“ ist und dass den Kolleginnen und Kollegen ihr Idealismus und ihr Engagement erhalten bleibt.
Aufbau und Inhalt
Das Buch gliedert sich in acht Themenkapitel sowie einem Anhang, der praktische Übungen für den Leser und den für die Erstellung der Arbeit eingesetzten Befragungsbogen enthält.
Im 1. Kapitel gehen die Verfasser der Frage nach: Was ist Burnout? Ausgehend von der Begriffsgeschichte in den USA und Deutschland nähern sich die Autoren einer möglichen Definition des Phänomens über die Darstellung der Symptome und dem zu beobachtenden Prozess des „Burnout“.
Das 2. Kapitel ist den Instrumenten zum Erfassen von Burnout gewidmet. Die drei der am Häufigsten verwendeten Messinstrumente
- MBI (Maslach Burnout Inventory) von Maslach und Jackson
- Überdrussskala von Aronson, Pines und Kafry
- SBS-HP (Staff Burnout Scale for Health Professionals) von Jones
werden vorgestellt und kritisch miteinander verglichen. Für den Leser bieten die Erläuterungen – in Verbindung mit den im Anhang zitierten Erfassungsinstrumenten – die Möglichkeit einer individuellen Analyse der eigenen Betroffenheit.
Im 3. Kapitel werden Erklärungsmodelle von Burnout dargestellt. Dabei unterscheiden die Autoren in Persönlichkeitszentrierte Ansätze und sozial-, arbeits- und organisationsbezogene Ansätze. Unterstützt durch transparente und leicht nachvollziehbare Graphiken werden mögliche Ursachen (emotionale Überbeanspruchung in der Arbeit, mangelndes Feedback, problematische institutionelle Vorgaben und Strukturen etc.) und Auswirkungen (körperliche, emotionale und physische Erschöpfung usw.) des Burnout aufgezeigt.
Das 4. Kapitel stellt Burnout in den Kontext benachbarter Forschungsgebiete. Das Interesse der Verfasser gilt hier vor allen Dingen dem Phänomen Stress sowie dem Zusammenhang zwischen subjektiv empfundener Arbeits(un)zufriedenheit des Einzelnen und der Entstehung einer Burnout-Problematik.
Im 5. Kapitel unternehmen die Verfasser den durchaus gelungenen Versuch, die Ursprünge, Aufgaben und Ziele des „unmöglichen“ Berufs des Sozialpädagogen/Sozialarbeiters darzulegen. Anhand einer exemplarischen Darstellung von Zielen der Ausbildung, den Tätigkeitsfeldern und des heutigen Arbeitsmarktes wird verdeutlicht, dass soziale Arbeit nicht nur im Dienste der Rat- und Hilfesuchenden Klienten steht, sondern der gesamten Gesellschaft einen erheblichen Nutzen bringt; einen Nutzen, der für die jeweiligen professionellen Helfer – nach Meinung der Autoren -leider eine zu geringe Anerkennung durch die Öffentlichkeit erbringt.
Das 6. Kapitel bildet die Ergebnisse qualitativer Befragungen von neun Sozialpädagogen/Sozialpädagoginnen ab. Die dokumentierten Antworten auf Fragen zur Motivation für die Berufswahl, den Grenzen und Möglichkeiten der Berufsausübung und eventuell getroffenen Maßnahmen um Burnout entgegenzuwirken, sollen dem Leser dazu anregen, über eigene – möglicherweise ähnliche – Erfahrungen nachzudenken und zu reflektieren, inwieweit die in den Interviews geäußerte Bewältigungsstrategien für die eigene Situation übertragbar sind.
Im 7. Kapitel befasst sich noch einmal eingehender mit der Motivation und Berufswahl professioneller Helfer. Die Autoren diskutieren den vielfach geäußerten Wunsch von Sozialpädagogen und Sozialarbeiter, anderen Menschen mit ihrer Arbeit helfen zu wollen; sie zeigen auf, welche Auswirkungen das sogenannte „Helfer-Syndrom“ haben kann und welches die Gründe für einen Ausstieg aus dem Sozialberuf sein können.
Das abschließende 8. Kapitel des Buches zeigt Bewältigungsstrategien für das vielgestaltige Phänomen „Burnout“ auf. Die Verfasser verweisen hierbei vor allen Dingen auf die Bedeutung von Interventionen auf Team- und Institutionsebene sowie Techniken der Supervision und Selbstevaluation; auch auf die Frage der sozialen Unterstützung und die Bedeutung von Aus-, Fort- und Weiterbildung wird umfassend eingegangen.
Zielgruppe
Der vorliegende Text richtet sich letztlich an all diejenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich der sozialen Arbeit, die sich ihrem z.T. schwierigen und belastenden Arbeitsumfeld ausgelaugt und ausgebrannt fühlen bzw. der potentiell bestehenden Gefahr sich im Berufsalltag „zu verbrauchen“ frühzeitig konstruktiv begegnen möchten. Nachdem das Phänomen „Burnout“ in hohem Maße von den organisatorischen Rahmenbedingungen des Arbeitsumfeld beeinflusst wird, gehören insbesondere die systemgestaltenden Führungskräfte sozialer Organisation zur Zielgruppe dieses Buches.
Fazit
Das Buch des Autorenteams Sindy Röhrig und Werner Reiners-Kröncke bietet einen sachkundigen Überblick zu den theoretischen Hintergründen und Ursachen des „Burnout in der Sozialen Arbeit“. Die Autoren werden ihrem Anspruch gerecht das gewählte Thema in seinen verschiedenen Facetten umfassend darzustellen. Das durchgehend gut recherchierte, gewissenhaft editierte und leicht verständlich geschriebene Werk hat vor allem durch die aufgezeigten, handlungsrelevanten Bewältigungsstrategien einen hohen Nutzwert für den Leser. Insgesamt eine Publikation, die viele Anregungen für die Bewältigung des manchmal unmöglichen Berufsalltags bietet und daher Leserinnen und Leser aus dem vielschichtigen Handlungsfeld der Sozialen Arbeit verdient.
Rezensent Dipl. Soz.-Päd. Mathias Stübinger
Lehrkraft für besondere Aufgaben an der Hochschule Coburg, Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit, u.a. in tätig in den Lehrgebieten: Sozialmanagement/Organisationslehre/Praxisanleitung und Soziale Arbeit für Menschen mit Behinderung
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Über die Autoren
Werner Reiners-Kröncke Jahrgang 1948, Studium der Sozialen Arbeit, der Pädagogik und Soziologie in Dortmund, Marburg und Frankfurt, Promotion an der Universität Siegen, nach dem Studium in der Heimerziehung und Suchtkrankenhilfe in leitender Stellung tätig, seit 1982 lehrt er als Professor an der Hochschule Coburg in der Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit, insbesondere Abhängigkeitserkrankungen und Kriminalität, er war von 1999 – 2009 Vizepräsident der Hochschule, zahlreiche Buch- und Zeitschriftenveröffentlichungen zu seinen Arbeitsgebieten.
Sindy Röhrig Jahrgang 1975, studierte an der Hochschule Coburg Sozialpädagogik, Schwerpunkt Jugendarbeit. Sie arbeitete mit Kindern und Jugendlichen, bis sie 2001 als gerichtlich bestellte Betreuerin für psychisch Kranke und geistig Behinderte tätig wurde.
Hanna Specht Jahrgang 1982, Diplom Sozialpädagogin und Personenzentrierte Beratung. Sie studierte an Hochschule Coburg Sozialpädagogik und begleitete nach ihrem Studium minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge. Heute ist Frau Specht in der Berufsschulsozialarbeit tätig. Als freie Dozentin leitet sie Seminare zur Burnoutprävention.