Klappentext
Mädchen bringen andere Erfahrungen, Interessen und Bedürfnisse mit in erlebnispädagogische Maßnahmen. Diesen möglichst gut gerecht werden zu können, ist Anliegen dieses Buches.
Dazu werden Erfahrungen aus der Mädchenarbeit mit den Denk- und Handlungsansätzen der Erlebnispädagogik zu einem Konzept einer „Gendersensiblen Erlebnispädagogik“ verknüpft. Auch werden Medien der Erlebnispädagogik, z.B. Klettern, Seilgarten, Kajak oder Citybound hinsichtlich ihrer Inhalte für Maßnahmen mit Mädchen vorgestellt.
Erfahrene Erlebnispädagoginnen stellen Überlegungen von und für Praktikerinnen/Praktiker an zur Bedeutung von „Intervention – Reflexion – Transfer“ für die Prozessbegleitung und zur Frage „Was ist Sicherheit?“ – Aspekte sicheren Arbeitens und Möglichkeiten der Qualitätssicherung. Die „Rolle der Erlebnispädagogin: Frauen als starke Vorbilder“ wird beleuchtet und Überlegungen angestellt, wie man „Von der Idee zum Konzept“ kommt.
Die Vielfalt der Mädchen und jungen Frauen wird im Kapitel „Mädchenwelten“ in den Blick genommen und bietet eine wissenschaftliche Grundlage für die zielgerichtete Planung von Angeboten für und mit Mädchen.
Das Buch richtet sich an Praktikerinnen/Praktiker aus Jugendhilfe, Schule, Mädchenarbeit, Genderarbeit und Erlebnispädagogik und ebenso an alle, die sich dem Thema theoretisch nähern wollen.
Rezension
Dipl. Sozialpädagoge Holger Seidel für www.socialnet.de
Thema
Wenn man die aktuelle Fachliteratur eingehend untersucht und Tagungsinhalte in diesem pädagogischen Bereich betrachtet fällt auf, dass das Thema Erlebnispädagogik momentan aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet wird, Konzepte erweitert werden, die Wirksamkeit evaluiert, die Qualität der Arbeit hinterfragt wird u.v.m. Das Buch widmet sich mit dem Thema Erlebnispädagogik mit Mädchen, einem Arbeitsfeld, welches bisher überwiegend durch spannende Praxisprojekte auffiel. Abhandlungen in Buchform suchte man vergebens.
Herausgeberin und Autorinnen
Die Herausgeberin ist seit vielen Jahren in der Bildungsarbeit tätig und setzt ihren Schwerpunkt in der Arbeit mit Mädchen/Frauen sowie dem Thema Gender Mainstreaming. Sie kann auf langjährige Erfahrungen im Bereich der Erlebnispädagogik zurückschauen.
Die Autorinnen der einzelnen Beiträge können alle auf eine lange Praxis im Bereich der Erlebnispädagogik, Genderarbeit, Projekte in der Mädchenarbeit u.a. verweisen.
Entstehungshintergrund
Erlebnispädagogik wurde aus ihrer Geschichte heraus von Männern geprägt und die Programme waren viele Jahre auch hauptsächlich für Männer ausgelegt. Durch gesamtgesellschaftliche Veränderungen fand auch in diesem Bereich ein weitestgehend freier Zugang für Mädchen und Frauen statt. Heute gehört es zum Alltag, dass Erlebnispädagoginnen in Theorie sowie Praxis tätig sind und Mädchen und junge Frauen Zielgruppen in der Erlebnispädagogik sind. Die Praxis und Forschung zeigt aber, dass Mädchen andere, eigene Erfahrungen mit in die erlebnispädagogischen Programme bringen. Damit PädagogInnen diesem Unterschied in der Arbeit auch Gewichtung schenken können, widmet sich dieses Buch der Gendersensiblen Erlebnispädagogik mit dem Schwerpunkt der Mädchenarbeit.
Aufbau
In der Einführung wird der Zusammenhang von Mädchenarbeit, Erlebnispädagogik und gendersensibler Arbeit herausgestellt.
Im zweiten Teil „Gendersensible Erlebnispädagogik“ wird herausgearbeitet, wie dieser neue erlebnispädagogische Absatz entstanden ist, was er beinhaltet und wo er theoretisch verortet ist. Erlebnispädagoginnen stellen typische erlebnispädagogische Medien im Rahmen von Mädchenarbeit vor.
Das Kapitel „Aus der Praxis“ fasst zusammen, wie man Projekte plant, wie die pädagogischen Prozesse begleitet werden, wie sich die Arbeit sicher gestalten lässt und welche Rolle die Erlebnispädagogin als Vorbild spielt.
Im Kapitel „Mädchenwelten“ werden die heutigen Bedingungen des Aufwachsens von Mädchen beschrieben und die Unterschiede zu Jungen herausgearbeitet. Die Schlussfolgerungen sollen als Grundlage für zielgerichtete pädagogische Angebote für Mädchen dienen.
Inhalt
Barbara Grill gelingt es mit ihrem Text zu Beginn des 2. Kapitels Genderpädagogik das Thema umfassend einzuführen und zu beleuchten. Sie bringt die Herausforderungen der Arbeit auf den Punkt und spannt den Bogen im Text von der Koeduaktion über Mädchenarbeit zum Gender Mainstraiming Ansatz und endet beim Diversity Management. Die nachfolgend beschriebenen Praxismedien unter der Berücksichtigung der speziellen Anforderungen für die Mädchenarbeit fallen inhaltlich etwas ab. Die Sammlung ist umfassend und bezieht auch eher selten angebotene Medien mit ein (Bsp. Wellenreiten). Für den Umfang der Inhalte gibt es hier zu wenig neue Informationen oder konkrete Handlungsanweisungen.
Das 3. Kapitel Aus der Praxis fasst die Überlegungen für eine Umsetzung zusammen. Angefangen bei den sehr wichtigen Vorüberlegungen in Monika Pietschs Artikel „Unterstützende Prozessbegleitung: Intervention -Reflexion – Transfer“, über den Sicherheitsbereich, die Rolle von Vorbildern als Erlebnispädagogin bis zur konkreten Konzeptentwicklung sind sehr zentrale Punkte umfassend und lebhaft beschrieben.
Im Kapitel Vielfältige Mädchenwelten wird es sehr abwechslungsreich! Die Pädagoginnen berichten z.B. wie in Anke Hinrichs Fall von den Erfahrungen mit der eigenen Behinderung, vom Einsatz der Erlebnispädagogik im therapeutischen Kontext – Ruth König, oder von Mädchen in individualpädagogischen Maßnahmen – Steffi Jöst. Besonders in diesem Kapitel merkt man die geballte Erfahrung der Autorinnen. Wie zu Beginn des Buches greift die Herausgeberin wichtige Entwicklungen auf, und bringt diese mit erlebnispädagogischen Konzepten in Übereinstimmung Bsp. Raumaneignung und Abenteuererfahrungen.
Diskussion
Den Autorinnen gelingt eine erste Bestandsaufnahme zum Thema Erlebnispädagogik mit Mädchen in Deutschland. Das Buch zeigt die vielen Facetten der Arbeit auf, widmet sich Theorieansätzen und stellt die Brücke zur Praxis her. Dem Buch ist anzumerken, dass hier viele Expertinnen am Werk waren. So stellen die Autorinnen das „who is who“ der erlebnispädagogischen Mädchenarbeit dar. Die Stärke des Buches sind die vielen Praxisansätze, welche hier fast ganz nebenbei, erläutert werden. Die wichtigste Erkenntniss für erlebnispädagogische Mädchenarbeit ist, dass es nicht das Konzept gibt, sondern ganz vielfältige Angebote.
Wünschenswert wäre gewesen, dass die Arbeit mit Jungen in einer solchen Bestandsaufnahme auch einen Platz findet. Der Genderansatz hätte dafür ausreichend Raum geboten.
Zum Layout und zum Lektorat ist anzumerken, dass Bilder im Buch doppelt vorkommen und Fehler in der Rechtschreibung übersehen worden sind.
Fazit
Das Buch ist eine Empfehlung für alle Praktikerinnen und Theoretikerinnen, welche sich dem Thema Erlebnispädagogik mit Mädchen nähern möchten oder in diesem Bereich schon tätig sind. Aber auch Männer sollten hier zugreifen, wenn Sie Ideen für geschlechterspezifische Angebote in der Erlebnispädagogik suchen!
Rezensent
Dipl. Sozialpädagoge Holger Seidel
M.S.M.
Lehrkraft für besondere Aufgaben
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften
- Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel -
Fakultät Soziale Arbeit
Homepage www.ostfalia.de/pws/seidelh