Damit Geschichte Zukunft bleibt

19,99 24,80 

Impulse zur Individualpädagogik in Deutschland
von Joachim Glörfeld, Eckhart Knab, Peer Salström-Leyh, Norbert Scheiwe (Hrsg.)

Individualpädagogik wird nach wie vor kontrovers, manchmal sogar polar, diskutiert. Trotz konzeptioneller und fachlicher Weiterentwicklung sowie empirischer Fundierung löst diese Hilfeform oft Gefühle, Ängste oder Befürchtungen mit einem immer intensiveren Regulierungsdruck aus. Reißerische Medienberichte machen in besonderem Maß die Hilflosigkeit und Haltung des „Systems“ deutlich. Das vorliegende Buch richtet einen breit angelegten Blick auf diese Nische erzieherischer Hilfen. In Form von Praxisberichten, konzeptionellen und theoriebasierten Überlegungen, Forschungsergebnissen, historischen Rückblicken und dem Einbeziehen fachverwandter Aspekte wird eine Rückschau und ein Blick in die Zukunft ermöglicht.

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Artikelnummer: 978-3-96557-124-2- Kategorien: , ,

Beschreibung

282 Seit­en, Softcover
For­mat DIN A5
24,80 €
ISBN 978-3-96557-124-2

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Klappentext

Indi­vid­u­alpäd­a­gogik wird nach wie vor kon­tro­vers, manch­mal sog­ar polar, disku­tiert. Trotz konzep­tioneller und fach­lich­er Weit­er­en­twick­lung sowie empirisch­er Fundierung löst diese Hil­fe­form oft Gefüh­le, Äng­ste oder Befürch­tun­gen mit einem immer inten­siv­eren Reg­ulierungs­druck aus. Reißerische Medi­en­berichte machen in beson­derem Maß die Hil­flosigkeit und Hal­tung des „Sys­tems“ deutlich.

Das vor­liegende Buch richtet einen bre­it angelegten Blick auf diese Nis­che erzieherisch­er Hil­fen. In Form von Prax­is­bericht­en, konzep­tionellen und the­o­riebasierten Über­legun­gen, Forschungsergeb­nis­sen, his­torischen Rück­blick­en und dem Ein­beziehen fachver­wandter Aspek­te wird eine Rückschau und ein Blick in die Zukun­ft ermöglicht.

Es ist auch eine Pub­lika­tion gegen das Vergessen der Men­schen, die sich mit viel Fach­lichkeit, Herzblut und Risikobere­itschaft dem Auf­gaben­feld ein­er beson­ders benachteiligten Ziel­gruppe zuge­wandt haben: Sie kom­men zu Wort und find­en Erwäh­nung. Die einzel­nen Artikel sind eben­so als Impuls gedacht, sich mit der His­to­rie und mit den Aspek­ten ein­er zukun­fts­fähi­gen Weit­er­en­twick­lung der Indi­vid­u­alpäd­a­gogik auseinan­der zu set­zen. Eher (wieder ein­mal) ein Beginn als ein Abschluss.

Blick ins Buch

Hier gehts zur Leseprobe…

Vorwort der Herausgeber

Diese Pub­lika­tion ist ein Exper­i­ment, von dem wir noch nicht wis­sen, wie es enden wird. Entwed­er geht es in der Vielfalt der Päd­a­gogik­lit­er­atur unter, wird vielle­icht gar nicht wahrgenom­men oder, so unser Wun­sch, es wird als Impuls ange­se­hen, die his­torische Entwick­lung und Bedeu­tung der „Indi­vid­u­alpäd­gogik“ etwas mehr in den Blick zu nehmen und an deren Wirk­samkeit und Qual­ität weiterzuarbeiten.

Nach wie vor wer­den jun­gen Men­schen, die in und mit den ange­bote­nen Erziehung­shil­festruk­turen nicht zurechtkom­men als „Sys­tem­sprenger“ beze­ich­net. Damit wird die Ver­ant­wor­tung für ihr „Ver­sagen“ indi­vid­u­al­isiert und an die jun­gen Men­schen selb­st und deren Fam­i­lien abgegeben, deren Aus­gren­zung und Stig­ma­tisierung geht weit­er. Das Sys­tem stellt sich selb­st eher nicht in Frage, obwohl viele der jun­gen Men­schen genau daran scheit­ern. Die seit Jahren beste­hende und empirisch belegte hohe Quote der unge­planten Abbrüche in sta­tionären Hil­fen, beson­ders bei Jugendlichen, spricht eine deut­liche Sprache.

Genau für diese Jugendlichen wurde seit dem Wan­del vom JWG (Jugend­wohlfahrts­ge­set­zt) als sog. „Ein­griff­s­ge­setz“ zum SGB VIII (das die Herkun­fts­fam­i­lie als Hil­feempfänger in den Blick nahm) in den 90er Jahren, zunächst von eini­gen „Exoten“ dann von mehr und mehr sich entwick­el­nden Trägern, „Indi­vid­u­alpäd­a­gogik im In und Aus­land“ konzep­tion­iert und ange­boten. Die Erleb­nis­päd­a­gogik und sport-, bewe­gungs- und kun­st­päd­a­gogis­che Ele­mente (Ressourcenori­en­tierte Päd­a­gogik) standen eben­so Pate.

Etliche empirische Unter­suchun­gen bele­gen die hohe Wirk­samkeit und den Erfolg der­ar­tiger Hil­fen. Im Laufe der Zeit wur­den die beste­hen­den qual­i­ta­tiv­en Stan­dards weit­er­en­twick­elt, Selb­stverpflich­tun­gen erar­beit­et, Mitar­bei­t­ende fach­lich aus­ge­bildet und geset­zliche Anpas­sun­gen vorgenom­men, die die oben genan­nten Effek­te noch unter­stützen. Trotz­dem wurde die Diskus­sion um diese Hil­fen weit­er sehr stark durch ide­ol­o­gis­che Aspek­te bes­timmt und wenige, sehr unfach­lich agierende öffentliche und pri­vate Träger bes­timmten durch ihre oft strafrechtlich rel­e­van­ten Hand­lungsweisen die öffentliche Diskussion.

Die jun­gen Men­schen UND die ange­botene indi­vid­u­al­isierte Hil­fe­form erleben hier das gle­iche Schick­sal ein­er eher stig­ma­tisieren­den und nicht ein­er fach­lich fundierten Beurteilung. Durch die Poli­tik ini­ti­ierte inländis­che und europäis­che Verord­nun­gen benachteili­gen ganz aktuell beson­ders die sozial aus­ge­gren­zten jun­gen Men­schen in beson­derem Maß und ermöglichen ihnen keine Teil­habe am interkul­turellen Aus­tausch und am sozialen Ler­nen, die Ablehnung ein­er Sys­temver­ant­wor­tung geht weiter.

Auch ein, dieser Hil­fe­form gegenüber nicht gerecht wer­den­der „kri­tis­che“ Blick hat uns ver­an­lasst, mit den nach­fol­gen­den Artikeln die erfol­gre­iche Entwick­lung der „Indi­vid­u­alpäd­a­gogik“ zu dokumentieren.

Gle­ichzeit ist diese Pub­lika­tion ein Ver­such, den­jeni­gen Gehör zu ver­schaf­fen, die sich seit ein­er Vielzahl von Jahren prak­tisch und the­o­retisch mit diesem Ange­bot erzieherisch­er Hil­fen auseinan­derge­set­zt und es damit wesentlich mit geprägt haben.

In unser­er schnel­llebi­gen Zeit gehen his­torische Zusam­men­hänge sehr oft ver­loren. Men­schen, die Entwick­lun­gen angeregt, Ini­tia­tive ergrif­f­en, Konzepte entwick­elt und umge­set­zt haben ger­at­en vielfach in Vergessen­heit auch deshalb, weil ihr prak­tis­ches Han­deln wenig Zeit ließ, auch noch poli­tis­che State­ments, ver­ban­dlich­es Engage­ment oder Öffentlichkeit­sar­beit zu ermöglichen.

Und so find­en Sie als Leser auf den fol­gen­den Seit­en, nach unserem Vor­wort viele Fachar­tikel, die sich mit der His­to­rie, mit der Grund­hal­tung und Ethik, mit prak­tis­chen und konkreten Konzepten und deren erfol­gre­iche Umset­zung, mit einem fach­philosophis­chen Blick­winkel der „Indi­vid­u­alpäd­a­gogik“ aber auch mit prä­gen­den angren­zen­den „Päd­a­gogiken“ beschäfti­gen. Sie wur­den von Fach­leuten ver­fasst, die in meist sehr konkreter Form in Prax­is und Forschung zur Entwick­lung indi­vid­u­alpäd­a­gogis­ch­er Hil­fen beige­tra­gen haben.

Sicher­lich ist es uns nicht gelun­gen, alle Aspek­te dieser Hil­fe­form einge­hend und mit angemessen­er Tiefe zu beleucht­en, bei der Vielfalt der Ange­bote und Ansätze und der Pro­tag­o­nis­ten ein schi­er unmöglich­es Unter­fan­gen. Wie gesagt, wir ver­ste­he unsere Pub­lika­tion als Impuls, der vielle­icht von anderen Autoren weit­er aufge­grif­f­en und ver­tieft wer­den kann.

Ergänzt wer­den diese Fachar­tikel durch die Betra­ch­tung sog. „ver­wandter päd­a­gogis­ch­er Ansätze“ wie die „Erleb­nis­päd­a­gogik“ und die „Ressourcenori­en­tierte Päd­a­gogik“. Sie sind und waren Bestandteile indi­vid­u­alpäd­a­gogis­ch­er Hil­fen, der Begriff „Erleb­nis­päd­a­gogik“ wurde in den Anfän­gen syn­onym dafür benutzt und viele aktuelle Hil­feange­bote inte­gri­eren nach wie vor Ele­mente davon. Erst im Laufe der Weit­er­en­twick­lung indi­vid­u­alpäd­a­gogis­ch­er Ansätze wurde auch eine begrif­fliche Tren­nung vol­l­zo­gen. Wir wollen allerd­ings diese Wurzeln nicht in Vergessen­heit ger­at­en lassen. Sie sind nicht nur fach­his­torisch wichtig, son­dern nehmen auch die Men­schen in den Blick, die sich an dieser Entwick­lung beteiligt waren. Neben den Fachar­tikeln find­en Sie in einem zweit­en Teil eine Samm­lung von „Pro­tag­o­nis­ten“ indi­vid­u­alpäd­a­gogis­ch­er Hil­fen. Sie haben diese Hil­fe­form in Deutsch­land entwick­elt, umge­set­zt, beforscht und (fach-) ver­ban­dlich und (fach-)politisch vertreten und mit geprägt.

Sie sind eine Ansamm­lung und ein riesiges Poten­tial an fach­lich­er, men­schlich­er und ethis­ch­er Kom­pe­tenz. Von Ihnen ging und geht Inno­va­tion, „Unternehmer­tum“ im Sinne von „etwas mit jun­gen Men­schen machen und unternehmen“, päd­a­gogis­ches Herzblut und Freude am Gestal­ten aus. Auch hier ist es aus unter­schiei­dlichen Grün­den unmöglich Alle zu erwäh­nen und einen Platz zu geben. Manche sind lei­der schon ver­stor­ben, andere lehnen eine solche Darstel­lung aus Beschei­den­heit ab, wieder andere sind nicht mehr erre­ich­bar oder wollen als Pen­sion­is­ten die gewonnene Frei­heit und Dis­tanz zum beru­flichen Leben weit­er bewahren. All dies wollen wir respek­tieren und möglicher­weise haben wir auch Kol­legin­nen und Kol­le­gen schlichtweg überse­hen oder nicht mehr in Erin­nerung rufen kön­nen. Dafür bit­ten wir schon jet­zt um Verge­bung und auch hier gilt der Gedanke des obi­gen Impulses.

Der Titel, „Damit Geschichte Zukun­ft bleibt“ ist sehr bewusst gewählt. Unsere Idee, die His­to­rie und betr­e­f­fende Men­schen in Erin­nerung zu rufen und sich damit auseinan­der zu set­zen, soll gle­ichzeit­ig als Aufruf ver­standen wer­den, die Zukun­ft der Indi­vid­u­alpäd­a­gogik kon­struk­tiv und zum Wohle der jun­gen Men­schen weit­erzuen­twick­eln und zu gestalten.

Jed­er junge Men­sch, welch­es per­sön­liche Schick­sal er auch unver­schuldet erlei­den musste, hat es mehr als ver­di­ent, die indi­vidu­elle Unter­stützung zu erhal­ten, die ihm eine selb­st­bes­timmte Teil­habe am Leben ermöglichen kann. Dies umzuset­zen ist eine ethisch-human­is­tis­che und gesellschaftliche Verpflich­tung und gle­ichzeit­ig geset­zlich­er Auf­trag. „Indi­vid­u­alpäd­a­gogis­che Hil­fen im In- und Aus­land“ sind eine Möglichkeit der Erzieherischen Hil­fen dies umzuset­zen, ganz beson­ders dann, wenn den jun­gen Men­schen noch mehr Aus­gren­zung und Stig­ma­tisierung dro­ht. Der­ar­tige Ange­bote ver­di­enen es, das hat die Ver­gan­gen­heit gezeigt, nicht fach­lich geächtet oder weit­er poli­tisch gegän­gelt, son­dern in ganz beson­derem Maße wert­geschätzt und gefördert zu wer­den, eben weil sie oft die einzig mögliche Form der Umset­zung von Hil­fen für diese junge Men­schen sind. Alles andere bedeutet Scheitern.

In diesem Sinne wün­schen wir Interesse,

Spaß und Freude am Lesen

Die Her­aus­ge­ber

Rezension

Rezen­sion von Sven­ja Rehse M.A., Dozentin Päd­a­gogik (Fach-/Hochschulen) und Kun­st­ther­a­pie für socialnet.de

Thema

Das Buch „Damit Geschichte Zukun­ft bleibt. Impulse zur Indi­vid­u­alpäd­a­gogik in Deutsch­land“, erschienen 2023 im Ziel Ver­lag ist her­aus­gegeben von Joachim Glör­feld, Eckart Knab, Peer Saal­ström-Leyh, Nor­bert Schei­we. Es ist eine Auf­satzsamm­lung im Umfang von 282 Seit­en. Dargestellt sind zumeist wis­senschaftliche Texte aus dem sozi­ol­o­gis­chen und erziehungswis­senschaftlichen Kon­text über die Entste­hungs­jahre der Indi­vid­ual- und Erleb­nis­päd­a­gogik in Deutsch­land. Auch einige Beruf­sprak­tik­er bericht­en über ihre teils spez­i­fis­che erleb­nis­päd­a­gogis­che Pio­nier­ar­beit (z.B. Segelschiff). Die Annäherung und Erin­nerung an die Anfänge der Indi­vid­u­alpäd­a­gogik in Deutsch­land erfol­gt im Buch mit­tels ver­schieden­er For­mate (Auf­sätze, Doku­men­ta­tion und Auswer­tung eigen­er wis­senschaftlich­er Stu­di­en, struk­turelle Verän­derun­gen im Jugend­hil­fege­setz und die Auswirkun­gen, Vorträge, Biografien, Fall­berichte). Die Pub­lika­tion bildet die Forschungs­the­men, -tätigkeit­en und Erken­nt­nisse der „Altväter der Erleb­nis­päd­a­gogik“ seit den 1970er-Jahren ab und holen damit eine Ver­schriftlichung nach, die zur dama­li­gen Zeit aus unter­schiedlichen Grün­den nicht geleis­tet wurde/​werden konnte.

Es kom­men in dieser Pub­lika­tion fast auss­chließlich Män­ner zu Wort, zwei der 25 Auf­sätze wur­den von Frauen verfasst.

Autor:in oder Herausgeber:in

Die Her­aus­ge­ber haben naturgemäß unter­schiedliche beru­fliche Hin­ter­gründe, sind aber alle­samt engagierte Pio­niere der Indi­vid­ual- und Erleb­nis­päd­a­gogik in Deutsch­land in der Reform­phase vom Reichswohlfahrts­ge­setz (RJWG) zum SGB VIII (1990) und den darin liegen­den Chan­cen. So sind die Autoren Forsch­er und auch Grün­der von indi­vid­ual- und erleb­nis­päd­a­gogis­chen Vere­inen, Stiftun­gen etc.: Joachim Glör­feld ist Grün­der und langjähriger Geschäfts­führer des Vere­ins Wellen­brech­er e.V., Dort­mund, Eckart Knab ist Psy­chologe, Pri­vat­dozent und Grün­der des Insti­tuts für Kinder- und Jugend­hil­fe (IKJ), Mainz, Dr. Peer Saal­ström-Leyh ist Kapitän, Sozialpäd­a­goge und Grün­dung der Stiftung Leucht­feuer, Köln und Nor­bert Schei­we ist Pri­vati­er, Dipl. Sozialpäd­a­goge, Car­i­tas­rek­tor i.R., Breisach.

Entstehungshintergrund

Die Pub­lika­tion „Damit Geschichte Zukun­ft bleibt“ wird im Vor­wort einge­führt als „Exper­i­ment“, mit dem großen Wun­sch und Ziel der Her­aus­ge­ber damit einen nach­halti­gen Impuls in der Päd­a­gogik­lit­er­atur zu set­zen. Die his­torische Entwick­lung und Bedeu­tung der Indi­vid­u­alpäd­a­gogik seit den 1970er-Jahren in den Blick zu nehmen, an deren Wirk­samkeit und Qual­ität weit­erzuar­beit­en ist der Ansatz aller beteiligter Autor:innen. Per­spek­tivisch aus der His­to­rie und den Aktiv­itäten der beteiligten Pädagog:innen und Wissenschaftler:innen die Zukun­ft der Indi­vid­u­alpäd­a­gogik kon­struk­tiv und zum Wohle der jun­gen Men­schen weit­erzuen­twick­eln und zu gestal­ten ist das erk­lärte Ziel. Dafür gibt es – wie die beteiligten Autor:innen aufzeigen – auch weit­er­hin viele Möglichkeit­en und noch viel zu tun. Entschei­dende Grund­lage ist die Reform des Jugend­hil­fege­set­zes von 1990. Das SGB VIII löste das alte Jugend­wohlfahrts­ge­setz ab. Es vol­l­zog dadurch einen Par­a­dig­men­wech­sel und begrün­det inhaltlich z.B. den Anspruch auf indi­vidu­elle Förderung Her­anwach­sender in der Jugend­hil­fe, bot vielfältige neue Hil­fean­sätze wie eben auch Indi­vid­u­alpäd­a­gogis­ch­er Hilfen.

Die Her­aus­ge­ber beab­sichti­gen eine Doku­men­ta­tion der erfol­gre­ichen Entwick­lung der Indi­vid­u­alpäd­a­gogik. Einige Aufsätze/Studien erbrin­gen z.B. empirische Belege der hohen Wirk­samkeit. Andere Beiträge wollen eine Lücke der Auf­bere­itung schließen und Pro­jek­te und Ergeb­nisse nachzuhal­ten, da während der Anfänge der Indi­vid­ual- und Erleb­nis­päd­a­gogik oft ver­säumt wurde, die Pro­jek­te zu ver­schriftlichen, sodass dadurch ein Stück Geschichte und Pro­fes­sion­sen­twick­lung im Prozess ver­loren gin­gen. Inten­tion der Her­aus­ge­ber ist es weit­er­hin, die durch reißerische Presse mas­siv in Ver­ruf ger­atene Indi­vid­u­alpäd­a­gogik der 1970er-Jahre in all ihren Aus­prä­gun­gen und Facetten sorgfältig und method­isch klar aufzu­bere­it­en, das Bild der Indi­vid­ual- und Erleb­nis­päd­a­gogik in der bre­it­en Öffentlichkeit ger­adezurück­en, die ide­ol­o­gis­chen Aspek­te der Diskus­sion im Nach­hinein zu rel­a­tivieren und die Möglichkeit­en und die Wirk­samkeit indi­vid­u­alpäd­a­gogis­ch­er Inter­ven­tio­nen durch die gesam­melten Auf­sätze the­o­retisch wie prak­tisch fach­lich zu fundieren.

„Das Zen­trum für inter­diszi­plinäres erfahrung­sori­en­tiertes Ler­nen (ZIEL) wurde 1998 mit Unter­stützung des Bay­erischen Staatsmin­is­teri­um für Wis­senschaft, Forschung und Kun­st gegrün­det und arbeit­et eng mit der Uni­ver­sität Augs­burg zusam­men. ZIEL ist im sozialen und päd­a­gogis­chen Bere­ich aktiv, führt auch Non-Prof­it-Unternehmungen durch und ist außer­dem in Forschung und Lehre tätig“ (https://e-und-l.de/ 23.06.2024). Eine große Anzahl von Fach­pub­lika­tio­nen unter anderem die Zeitschrift Erleben und Ler­nen (e&l) wur­den und wer­den im Ziel-Ver­lag produziert.

Aufbau

Die Pub­lika­tion bein­hal­tet 25 Artikel im Umfang von 5–25 Seit­en. Im Schnitt sind es 8–11 Seit­en je Artikel. Es gibt einige, sehr wenige schwarz-weiß Bilder, einige wenige Schaubilder und 2x eine dop­pelte Autorenschaft.

Das Buch beste­ht aus fünf Kapiteln:

  1. Impulse zur Indi­vid­u­alpäd­a­gogik (22 Aufsätze)
  2. Fach­liche Ver­wandtschaft prägt (3 Aufsätze)
  3. (18) Pro­tag­o­nis­ten der Individualpädagogik
  4. Einen Aus­blick wagen (ein Aufsatz)
  5. Autoren und Herausgeber

Kapi­tel I umfasst fol­gende 22 Autoren und Aufsätze:

  • Dr. Kurt Frey: Erleb­nis­päd­a­gogik, Impulse zur Veränderung
  • Prof. Willi Klawe: Das Aus­land als Lern­feld und Entwick­lungschance in der Individualpädagogik
  • Hans G. Bauer: Das mit dem Erleben… eine gelebte Montage
  • Dr. Michaela Emmerich: Gelin­gens­be­din­gun­gen indi­vid­u­alpäd­a­gogis­ch­er Betreu­ung – eine Fallskizze
  • Peter Krause: Januskopf oder Nähe und Dis­tanz in der Individualpädagogik
  • Dr. Fer­di­nand Bitz: Die neuen Lei­den des Thanta­los. Eine zivil­i­sa­tion­skri­tis­che Veror­tung des erleb­nis­päd­a­gogis­chen Hand­lungs­be­darfs in der Risikogesellschaft
  • Prof. Dr. Wern­er Michl: Ein erleb­nis­päd­a­gogis­ch­er Blick auf das SGB VIII
  • Peter Ort­mann: Der HAJK – eine Kurz­darstel­lung für grup­pen- und indi­vid­u­alpäd­a­gogis­che Maßnahmen
  • Joachim Klein und Prof. Dr. Michael Mac­se­naere: Indi­vid­u­alpäd­a­gogis­che Hil­fen im Aus­land – Effek­tiv­ität, Effizienz und Nach­haltigkeit. Die zen­tralen Ergeb­nisse der bei­den InHAus-Studien
  • Jür­gen Rein­fandt: Ichglaube da fliegt ein Stern
  • Heike Lorenz: Wir müssen reden. Lob­by- und Öffentlichkeit­sar­beit für indi­vid­u­alpäd­a­gogis­che Hil­fen im Aus­land – ein Statement
  • Dr. Thomas Heck­n­er: Anschluss durch Abschluss. Bindungs­the­o­retis­che und ressourcen-ori­en­tiert Aspek­te der Individualpädagogik
  • Wolf­gang Liegel (+): Beziehungspädagogik
  • Elis­a­beth Opladen: Empathie ver­sus päd­a­gogis­che Tech­nik. Eine Würdi­gung des Erleb­nis- und Segelpäd­a­gogen Klaus Freud­ham­mer, Namensge­ber des iiip-Preises
  • Rain­er Opladen (+2017): Die Anfänge der Erleb­nis-/​In­di­vid­u­alpäd­a­gogik im Rheinland
  • David Büch­n­er: Impulse für’s Leben – alte Idee in neuem Gewand.
  • Ingo Rülke: Unter­richt auf einem Segelschiff
  • Michael Hennes: Gewöh­nen sie sich an die Ver­anstal­tun­gen über Sys­tem­sprenger. Sie wer­den sie auch noch in zehn Jahren besuchen. Oder: was Pflegekinder und Sys­tem­sprenger gemein­sam haben.
  • Joachim Bory: Über den Beginn erleb­nis­päd­a­gogis­ch­er Maß­nah­men im Neukirch­n­er Erziehungsvere­in. Vom Einzelfall zur Abteilung „Indi­vid­u­alpäd­a­gogik“
  • Joachim Bory und Wolf­gang Liegen (+): Chan­cen und Gren­zen der Erleb­nis­päd­a­gogik in Jugendhilfemaßnahmen
  • Nor­bert Schei­we: Aus den Erfahrun­gen ler­nen. Prak­tis­che Beispiele europäis­ch­er Zusam­me­nar­beit auf dem Pil­ger­weg nach San­ti­a­go de Compostela
  • Nor­bert Schei­we: Koop­er­a­tion und Inno­va­tion. Das „Europäis­che Forum für soziale Bil­dung e.V.“/European Forum for Social Education
  • Kapi­tel II: „Fach­liche Ver­wandtschaft prägt“ umfasst die drei Aufsätze
  • Prof. Wern­er Nick­o­lai: Erleb­nis­päd­a­gogik in der Straffälligenhilfe
  • Prof. Dr. Jörg W. Ziegen­speck: Erleb­nis­päd­a­gogik – eine Wis­senschafts­diszi­plin zwis­chen The­o­rie und Praxis
  • PD Dr. Eck­hart Knab: Ressourcenori­en­tierte Pädagogik

Im Kapi­tel III: Pro­tag­o­nis­ten der Indi­vid­u­alpäd­a­gogik und Pro­tag­o­nis­ten ohne Bild und Text wer­den 18 renom­mierte und inhaltlich prä­gende Akteure der Indi­vid­u­alpäd­a­gogik auf je ein­er bis drei Seit­en mit Foto und ihrer beru­flichen Vita vorgestellt. 31 weit­ere Per­so­n­en wer­den in Form ein­er Liste erin­nert, wen­ngle­ich sie kein Bild oder Beitrag bere­it­gestellt haben, einige (aus bei­den Kapiteln) sind bere­its verstorben.

Im Kapi­tel vier: Einen Aus­blick wagen appel­liert David Wim­ble an Akteure der hochschulis­chen Aus­bil­dung von Sozialpädagog:innen und den aktuellen Bedarf und die Notwendigkeit, mehr oder über­haupt über Indi­vid­u­alpäd­a­gogik und ihre Facetten zu lehren. Pos­i­tiv wer­den Prak­tikumsmöglichkeit­en der Träger der Jugend­hil­fe erwäh­nt, die an die Hochschulen herange­tra­gen wer­den, um Studierende mit Möglichkeit­en der Indi­vid­u­alpäd­a­gogik in Kon­takt zu brin­gen. Admin­is­tra­tive Aktiv­itäten nach der SGBVIII Reform 2021 und eine bun­des­land­spez­i­fis­che Inter­pre­ta­tion der Indi­vid­u­alpäd­a­gogik sowie z.B. das The­ma Betrieb­ser­laub­nis sind nach Wim­ble weit­ere neue Her­aus­forderun­gen. Das Bestreben, langfristig eine Marschroute der Indi­vid­u­alpäd­a­gogik zu entwick­eln sei und bleibe ein langer und kom­plex­er Prozess und Auf­gabe aller Beteiligten.

Das fün­fte Kapi­tel: Autoren und Her­aus­ge­ber stellt diese schließlich im Umfang von zwei Seit­en vor.

Inhalt

Das Buch ist durch­zo­gen von der Auseinan­der­set­zung mit den Möglichkeit­en und Her­aus­forderun­gen des SGBVIII im Bere­ich der Indi­vid­u­alpäd­a­gogik. Flex­i­ble Hil­fen im In- und Aus­land, Reise- und Stand­pro­jek­te, auf Segelschif­f­en, in der Wild­nis und generell der Zugang zu diesen damals neuen Möglichkeit­en und die prak­tis­che Umset­zung wer­den wis­senschaftlich auf­bere­it­et, durch prak­tis­che Beispiele oder durch eine Würdi­gung beson­ders aktiv­er und engagiert­er Pio­niere, die viel Kraft und Zeit in den Auf­bau diese Arbeit gegeben haben, präsen­tiert. Deut­lich ist die Abgren­zung von der damals vorherrschen­den Neg­a­tiv­presse über diese Ange­bote, vor­sichtig und sach­lich wer­den Fak­ten zusam­menge­tra­gen und die Recht­slage zitiert.

Offen und teils scho­nungs­los wird auch von den dur­chaus auftre­tenden Schwierigkeit­en in der Umset­zung berichtet, die sowohl die Jugendlichen, eher aber die behördliche Seite bet­rifft. Viele Artikel stellen die Bedeu­tung von Beziehungsar­beit beson­ders her­aus und erar­beit­en generell Grund­la­gen und Begrün­dun­gen, was warum und wie in der Indi­vid­u­alpäd­a­gogik päd­a­gogisch und entwick­lungspsy­chol­o­gisch-biografisch passieren kann und bemühen sich um Nach­weise und wis­senschaftliche Belege der Wirk­samkeit. Der Beginn der Indi­vid­u­alpäd­a­gogik ver­lief wesentlich durch Einzelkämpfer, Pädagog:innen mit ein­er starken Vision, wen­ngle­ich Wern­er Michl in seinem Beitrag Koop­er­a­tion und Ver­net­zung propagiert und sich auch frühzeit­ig bere­its Berufsver­bände und Ini­tia­tiv­en gegrün­det haben – u.a. um Stan­dards zu entwick­eln für ein Auf­gabenge­bi­et, das mit „Rezepten“ aber auch nicht arbeit­en kann.

Es kom­men Autor:innen aus Nord- und Süd­deutsch­land zu Wort und naturgemäße bieten Berge und Meer regionale Möglichkeit­en, aber auch unter­schiedliche Wege und Geset­ze­sausle­gun­gen wer­den offen­bar, zum Beispiel, was die Recht­sausle­gung zum The­ma Betrieb­ser­laub­nis betrifft.

Im Beitrag von David Büch­n­er: Impulse für’s Leben – alte Idee in neuem Gewand (S. 151 - 155) wer­den indi­vid­u­alpäd­a­gogis­che Impul­spro­jek­te bei den flex­i­blen Hil­fen im Cam­pus Christopho­rus Jugendw­erk in der Dauer von 4–6 Wochen vorgestellt und kri­tisch untersucht.

Vor­läufer waren Pil­ger­reisen auf dem Camino de San­ti­a­go mit 1:1 Pro­jek­ten 2017–18.

Vorteile der zeitlichen Über­schaubarkeit und Erleb­nisori­en­tierung, die Ele­mente: Laufen in dieselbe Rich­tung, Nach­denken, Begeg­nun­gen sowie inten­sive Beziehung zur Betreu­ungsper­son mit allen pos­i­tiv­en Fak­toren wer­den Aus­gangspunkt für eine Vielzahl weit­er­er (Kurzzeit-)Angebote und Schw­er­punk­te im europäis­chen Aus­land (Frankre­ich, Spanien, Por­tu­gal, Mit­telmeerin­seln und Kanaren). Konkrete Optio­nen für teil­nehmende Jugendliche sind die Auseinan­der­set­zung mit den eige­nen Stärken und Schwächen und die For­mulierung des aktuellen Standpunktes/der Bedarfe an kün­fti­gen Jugend­hil­feange­boten. Eben­so spricht David Büch­n­er Möglichkeit­en der Koop­er­a­tion mit Jugend­hil­fe im Bere­ich Strafver­fahren an. Nach ins­ge­samt 80 durchge­führten Impul­spro­jek­ten zieht er eine durch­weg pos­i­tive Bilanz der Flex­i­blen Hil­fen im Cam­pus Christopho­rus Jugendw­erk und sieht in dieser Hil­fe­form großes Zukun­ftspoten­zial, weil und da sie Jugendlichen Per­spek­tiv­en und Hoff­nung geben kann.

Ingo Rülke beschreibt in seinem Artikel (156-166) Unter­richt auf einem Segelschiff aus der Posi­tion und Rolle des mitreisenden Lehrers und zeigt auf, wie die Beziehungs­gestal­tung und auch der Wiedere­in­stieg in das Ler­nen erfol­gre­ich funk­tion­ieren kön­nen. Die Beson­der­heit­en des hand­lung­sori­en­tierten Unter­richts im Gegen­satz zu kon­ven­tionellem Ler­nen im kon­ven­tionellen Schul­sys­tem wer­den als große Chance und Türöffn­er für die Jugendlichen erlebt, Erfolge zeigen sich in der Fort­set­zung der schulis­chen Lauf­bahn bis hin zum Schu­la­b­schluss mit extern­er Prü­fung. Auch das beson­dere Leben, Zusam­men­leben und Ver­trauen und Ver­ant­wor­tung der Crew auf einem Segelschiff wird vom Ver­fass­er dokumentiert.

Neben diesen bei­den eher prax­isori­en­tierten Auf­sätzen gibt es viele Artikel, die sich the­o­retisch und auf wis­senschaftlichem Niveau mit Grund­la­gen­forschung befassen, einige, die den Recht­srah­men und die teils sehr kom­plexe und kom­plizierte Umset­zung mit ambi­tion­ierten, „aben­teuer­lichen“ Pro­jek­ten und päd­a­gogis­chen Ambi­tio­nen und die behördlichen Posi­tio­nen beleuchten.

Diskussion

Dem ZIEL Ver­lag (Zen­trum für inter­diszi­plinäres erfahrung­sori­en­tiertes Ler­nen GmbH) ist mit der Pub­lika­tion „Damit Geschichte Zukun­ft bleibt – Impulse zur Indi­vid­u­alpäd­a­gogik in Deutsch­land“ von Joachim Glör­feld, Eckart Knab, Peer Saal­ström-Leyh, Nor­bert Schei­we (Hrsg.) und den darin ver­sam­melten Auf­sätzen viel­er dama­liger renom­miert­er Berufspraktiker:innen eine präg­nante Über­sicht über die Anfänge der Indi­vid­u­alpäd­a­gogik gelungen.

Der durch die SGBVIII Reform und den damit ein­herge­hen­den Par­a­dig­men­wech­sel, der sich als lang­wierig, kom­plex und vielfältig aus­d­if­feren­ziert­er Prozess darstellte, wird im Buch durch die vie­len Facetten der Indi­vid­ual- und Erleb­nis­päd­a­gogik aufgezeigt. Ins­beson­dere auch die reißerische Neg­a­tiv­presse über Aus­land­spro­jek­te galt es damals wie heute durch Wirk­samkeitsstu­di­en einzudäm­men, wen­ngle­ich die Stan­dar­d­isierung der Indi­vid­ual- und Erleb­nis­päd­a­gogik ja ger­ade nicht ein­fach möglich ist. Die Bemühun­gen der dama­li­gen päd­a­gogis­chen und sozi­ol­o­gis­chen Pio­niere, die Grün­dung von Vere­inen, Stiftun­gen, Berufsver­bän­den, Forschun­gen und Doku­men­ta­tio­nen etc. zeigen, dass an vie­len Fron­ten hart an ein­er Etablierung gear­beit­et wurde, aber gle­icher­maßen und bis heute immer noch viele Aspek­te brach liegen und inhaltlich, fach­lich und struk­turell weit­erzuen­twick­eln sind, auch Aktiv­itäten und Pro­tag­o­nis­ten zu ver­net­zen und mit anderen Sozialpäd­a­gogis­chen Seg­menten zu verbinden – was z.B. durch die Zeitschrift: Erleben und Ler­nen (E&L) eben­falls bere­its in den 1990ern ini­ti­iert wurde (https://e-und-l.de/ueber-die-zeitschrift/ 23.06.2024).

Die Pub­lika­tion erin­nert an eine Festschrift, die wertschätzend und wis­senschaftlich auf­bere­it­et, was in der dama­li­gen Indi­vid­ual- und Erleb­nis­päd­a­gogik auf­grund geset­zlich­er Regelun­gen „mod­ern, neu und wage­mutige Pio­nier­ar­beit“ ohne Netz und dop­pel­ten Boden war und ja auch von vie­len unser­iösen Betreibern von ISE-Maß­nah­men (Inten­siv-Sozialpäd­a­gogis­che Einzelfall­hil­fe) miss­braucht wurde oder mit fahrläs­si­gen bis hin zu straf­baren Hand­lun­gen der Pädagog:innen bzw. der Teil­nehmenden endete.

Die Adres­sat­en des Buch­es sind neben den „Altvätern“ der Indi­vid­u­alpäd­a­gogik ein­er­seits Wegbegleiter:innen und vie­len Sozial-Pädagog:innen, die damals Pro­jek­te durchge­führt und nicht pub­liziert haben – ander­er­seits aber auch die aktuellen Akteure der Jugend­hil­fe aus The­o­rie und Prax­is mit ihren heuti­gen The­men, Her­aus­forderun­gen und päd­a­gogis­chen Inter­ven­tio­nen. Hier eine Begeg­nung und Auseinan­der­set­zung zu schaf­fen, kann mit den vor­liegen­den Artikeln und deren Ver­tiefung gelingen.

Studierende der Sozialen Arbeit und Sozialpäd­a­gogik, die als Nach­wuchs mit der Indi­vid­u­alpäd­a­gogik in Kon­takt kom­men brauchen, möglicher­weise his­torische Über­set­zung­shil­fe um den Gen­er­a­tio­nen­wech­sel mit den heuti­gen Anforderun­gen und Rah­menbe­din­gun­gen zu erfassen und daraus eigene Stand­punk­te und berufs­fach­lich fundierte Per­spek­tiv­en zu entwick­eln. Hier­für bietet der Beitrag von Prof. Dr. Jörg W. Ziegen­speck ein wertvolles Fun­da­ment. Das Buch ver­sam­melt Visio­nen und Ide­al­is­ten, heutige Visio­nen der Indi­vid­ual- und Erleb­nis­päd­a­gogik müssen von den heuti­gen Akteuren neu entwick­elt wer­den. Ansätze dafür wer­den aufgezeigt.

Im Buch wer­den über die Indi­vid­ual- und Erleb­nis­päd­a­gogik keine Heil­ver­sprechen oder Rezepte gegeben, keine Manip­u­la­tio­nen durch die aben­teuer­lichen Pro­jek­te vorgenom­men, son­dern es wer­den wis­senschaftliche, sach­liche und scho­nungslose Berichter­stat­tun­gen geliefert, die sich sehr von Schar­la­taner­ie abgren­zen und von schwarzen Schafen der Indi­vid­u­alpäd­a­gogik distanzieren.

Erziehung und Bindung sind The­men, die an Aktu­al­ität nicht ver­lieren und in der Sozialen Arbeit immer wieder präsent sein müssen. Wichtig scheinen let­ztlich immer die indi­vidu­elle Pas­sung und Absprache und der kon­tinuier­liche Prozess der Beziehungs­gestal­tung. Entschei­dun­gen sind daher immer indi­vidu­ell: welche:r Pädagog:in mit welche:m Jugendlichen, wo, wann, wie lange und mit welch­er The­men- und Ziel­stel­lung welch­es Pro­jekt durch­führt. So wer­den in keinem Auf­satz Bezüge zu The­men wie Gren­zen von Erziehung/​Therapie, Trau­ma und Per­sön­lichkeitsstörun­gen hergestellt oder die Klien­tel aus entwick­lungspsy­chol­o­gis­ch­er Sicht dif­feren­ziert­er the­ma­tisiert. Diese The­men müssen bei der Pro­jek­t­gestal­tung mitbe­dacht und fach­lich aufge­fan­gen werden.

For­mal ist anzumerken, dass das Erschei­n­ungs­da­tum der Auf­sätze ergänzt wer­den kön­nte und wenige Rechtschreibfehler überse­hen wurden.

Fazit

Ein prall gefülltes Buch mit Auf­sätzen ambi­tion­iert­er und prä­gen­der Akteure der Indi­vid­ual- und Erleb­nis­päd­a­gogik, zusam­menge­tra­gen von einem Her­aus­ge­berteam aus der langjähri­gen Prax­is. Die Artikel sind wis­senschaftlich und anspruchsvoll und zeigen in der Rück­blende die Auf­bruchsstim­mung in der Indi­vid­ual- und Erleb­nis­päd­a­gogik auf­grund neuer sozialpoli­tis­chen Gegeben­heit­en. Als Vor­läufer­gen­er­a­tion haben die Autor:innen wesentliche und damals maßge­bliche Grund­la­gen entwick­elt, inwieweit diese noch weg­weisend für die heutige Soziale Arbeit in der Jugendhilfe(-politik) sind, mögen ins­beson­dere Berufsanfänger:innen mit eige­nen Pro­jek­ten und Forschun­gen beleucht­en und die Tra­di­tion damit fortsetzen.

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