Rezension
Holger Seidel für socialnet.de
Thema
Erlebnispädagogik als Methode ist heute etabliert und weit verbreitet. Das Einsatzfeld der Schule bildet dabei einen großen Handlungsspielraum der erlebnispädagogischen Praxis ab. Das Thema wurde aber auch schon in anderen Veröffentlichungen aufgegriffen, vgl. u.a. Kathi Volkert, Rüdiger Gilsdorf (Hrsg.): Abenteuer Schule. ZIEL Verlag (Augsburg) 2004, Marcus Weber: Erlebnispädagogik in der Grundschule. Ernst Reinhardt Verlag (München) 2017
Autor
Klaus Minkner studierte Soziale Arbeit, war lange im Bereich der Jugendsozialarbeit und Erlebnispädagogik tätig, führte zahlreiche Lehrerfortbildungen durch und war mit Lehraufträgen an Hochschulen aktiv. Sehr vielfältige Fortbildungen bereichern sein Spektrum.
Entstehungshintergrund
Die Methode Erlebnispädagogik ist dem Autor seit vielen Jahren vertraut. Durch eigene Kurse und Lehrerfortbildungen entstand der Wunsch, die Prozesse in den Klassen dauerhaft nachhaltiger zu gestalten. Da es für diesen Schritt vor allem der Mitarbeit von Lehrerinnen und Lehrern bedarf, integrierter er das Konzept in den Schulalltag. Das Buch versteht sich im Sinne eines Arbeitsbuches als Arbeitsgrundlage, Diskussionspapier und Denkanstoß für die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern.
Aufbau …
Das Buch ist in fünf Kapitel eingeteilt. Dabei sind die Untergliederungen im Buch nicht mit Zahlen unterlegt.
In Kapitel 1 werden grundlegende Informationen zum Buch erläutert. In der Einleitung werden die Grundlagen der Erlebnispädagogik in kurzer Form erläutert. Im Abschnitt Was will dieses Buch erläutert der Autor seine dem Buch zu Grunde liegenden Gedanken. Literatur- und Materialhinweise vervollständigen das Kapitel.
Kapitel 2 zeigt mit den Eisbrecherübungen klassische Warming-Up-Übungen auf.
In Kapitel 3 werden Konzentrationsübungen vorgestellt.
Im Kapitel 4 sind es Übungen zur Wissensvermittlung, aufgeführt werden.
Das Buch schließt mit den Übungen zur Stärkung von Sozialkompetenz in Kapitel 5.
… und ausgewählte Beispiele
Bei dem Spiel Glückspilz in Kapitel 2 auf Seite 27 wird aufgezeigt, wie man, ganz ohne Hilfsmittel, in kurzer Zeit viel Bewegung in den Klassenraum bringt.
In der Stuhlkreisübung in Kapitel 3 auf Seite 39 wird der Schulalltagsgegenstand Stuhl einmal ganz anders (und nicht sitzend) verwendet.
In Kapitel 4, den Übungen zur Wissensvermittlung, entstehen bei den Gedankenausbrüchen auf Seite 80/81 buchstäblich Bilder, welche als Eselsbrücken zum besseren merken von abstrakten Begriffen fungieren.
Ein weiterer Alltagsgegenstand der Schule wird in der Reise unter den Tisch in Kapitel 5 auf Seite 101 alternativ eingesetzt. Dabei ist sicherlich ein hohes Maß an Zusammenarbeit und Konzentration notwendig.
Diskussion
Klaus Minkner möchte mit dem vorliegenden Buch die Methode Erlebnispädagogik durch die Integration in den Schulalltag nachhaltiger für das Lernen von Kindern und Jugendlichen einbringen. Dies dürfte auch nach dem Lesen des Buches eine große Herausforderung bleiben. Dass die theoretischen Ausführungen in einem Praxisbuch eher komprimiert sind, sollte jedem bewusst sein. Trotzdem hätte hier noch etwas mehr Tiefe, gerade im Hinblick auf Erlebnispädagogik in der Schule gutgetan und der Zielgruppe mehr Orientierung geben können. Ebenfalls sind sehr gute Ansätze im Abschnitt „Was will dieses Buch“ enthalten. Letztlich hätte es noch mehr Querverweise und der Klarheit in Bezug auf die Zielgruppe benötigt.
Die Stärken des Buches liegen eindeutig in den praktischen Kapiteln 2 – 5. Viele Übungen kommen trotzdem bekannt vor. Neuland wird bei den „Übungen zur Wissensvermittlung“ aufgezeigt und vor allem dieses Kapitel kann das Repertoire von Lehrerinnen und Lehrern enorm bereichern. Durchgehend lässt der Autor seine Erfahrungen in der Anleitung der Übungen mit einfließen. Ebenfalls erwähnt Minkner in vielen Übungen noch Varianten zur Durchführung. Ergänzt durch Literatur- und Materialhinweise entsteht so das angestrebte Arbeitsbuch.
Fazit
Das Buch ist vor allem für Lehrerinnen und Lehrer zu empfehlen, die nach Erweiterungsmöglichkeiten für ihren Unterricht suchen und in Schule mehr sehen als „Lernanstalten“.
Rezensent
Dipl. Sozialpädagoge Holger Seidel
M.S.M.
Lehrkraft für besondere Aufgaben
Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften
- Fachhochschule Braunschweig/Wolfenbüttel -
Fakultät Soziale Arbeit
Homepage www.ostfalia.de/pws/seidelh