Aus dem Herzen, für die Seele

19,80 

Geschichten, um einander mit anderen Augen zu sehen

von Lilly Haller

Ich bin 16 Jahre alt und das, was man ein körperlich schwer behindertes Kind nennt.

Ich kann nicht sprechen und meinen Körper kann ich nicht so bewegen, wie ich es gerne tun würde.
Das macht es immer sehr schwer. Ich muss mich immer darauf verlassen, dass die Menschen, die bei mir sind, gut aufpassen, ob ich auch gut sitze oder liege.

Manchmal würde ich gerne mit meinem Körper davonlaufen, das geht aber nicht. Oft ist es sehr schwer für mich, weil mich viele als ein körperlich behindertes Mädchen sehen, das ganz klar auch geistig behindert sein muss.

Ich war immer gierig nach Buchstaben und Zahlen, aber das wusste niemand, bis Mama angefangen hat, mit mir Buchstaben und Wörter zu lernen. Sie hat meine Freude bemerkt und immer weitergemacht ...

Lieferzeit: 3-4 Werktage

Artikelnummer: 978-3-96557-134-1 Kategorien: ,

Beschreibung

Hard­cov­er; For­mat 21 x 21cm,
84 Seit­en, kom­plett in Farbe
ISBN 978-3-96557-134-1
Lillys Buch kostet nur 19,80 €

#lil­ly­haller #aus­demherzen­fürdieseele

Zusätzliche Informationen

Ausführung

eBook, PDF-Download, Printausgabe

Klappentext

Geschicht­en, um einan­der mit anderen Augen zu sehen

von Lil­ly Haller

Ich bin 16 Jahre alt und das, was man ein kör­per­lich schw­er behin­dertes Kind nennt.

Ich kann nicht sprechen und meinen Kör­p­er kann ich nicht so bewe­gen, wie ich es gerne tun würde.
Das macht es immer sehr schw­er. Ich muss mich immer darauf ver­lassen, dass die Men­schen, die bei mir sind, gut auf­passen, ob ich auch gut sitze oder liege.

Manch­mal würde ich gerne mit meinem Kör­p­er davon­laufen, das geht aber nicht. Oft ist es sehr schw­er für mich, weil mich viele als ein kör­per­lich behin­dertes Mäd­chen sehen, das ganz klar auch geistig behin­dert sein muss.

Ich war immer gierig nach Buch­staben und Zahlen, aber das wusste nie­mand, bis Mama ange­fan­gen hat, mit mir Buch­staben und Wörter zu ler­nen. Sie hat meine Freude bemerkt und immer weitergemacht …

Blick ins Buch

Hier geht’s zur Leseprobe…

Presse & Rezensionen

aus: Der West­all­gäuer vom 23.12.2023; Autorin und Fotos: Susi Donner
Link zum Artikel im e-Paper

Ein Wunder namens Lilly

Eine kör­per­lich schw­er behin­derte junge Frau aus Grü­nen­bach beweist großen Lebens­mut und veröf­fentlicht ein Buch. Sie war geistig vol­lkom­men präsent, kon­nte sich aber viele Jahre nicht aus­drück­en. Wie KI ihr weit­er­helfen könnte.

Lil­ly Haller hat ein Buch geschrieben. Nun kön­nte man dies für eine alltägliche Nachricht hal­ten – ist es aber nicht. Es ist auch kein gewöhn­lich­es Buch – so wie Lil­ly kein gewöhn­lich­es Mäd­chen ist. Lil­ly ist 16 Jahre alt und das, was man ein kör­per­lich schw­er behin­dertes Kind nen­nt. Aber in ihrem Kör­p­er, der vieles nicht kann, steckt ein kluges Mäd­chen. Mit einem wachen Geist, klarem Ver­stand und einem großen Herzen.

Eigentlich ist die Geschichte von Lil­ly ein Wei­h­nachtsmärchen - von einem Mäd­chen, das in einem Turm eingeschlossen war und befre­it wurde. Ein Märchen, in dem es um sehr viel Liebe geht. Der Turm ist ihr eigen­er Kör­p­er, in dem sie den größten Teil ihres bish­eri­gen Lebens gefan­gen war, weil sie keinen Weg, keine Sprache hat­te, um zu kom­mu­nizieren. Obwohl sie geistig vol­lkom­men präsent ist. Lillys Buch heißt „Aus dem Herzen, für die Seele. Geschicht­en, um einan­der mit anderen Augen zu sehen“.

Lil­ly kam vor gut 16 Jahren als dritte Tochter von Heike und Wolf­gang Haller zur Welt. Ihre Schwest­ern Lena und Anna waren damals zwölf und zehn Jahre alt. Lillys Ankun­ft, nach ein­er völ­lig unauf­fäl­li­gen Schwanger­schaft, stellte das Leben der Grü­nen­bach­er Land­wirts­fam­i­lie auf den Kopf. Schwere Kom­p­lika­tio­nen und Sauer­stoff­man­gel bei der Geburt über­lebte Lil­ly nur knapp. Es blieb eine schwere Hirn­schädi­gung zurück. Dysk­inetisch-spastis­che Zere­bral­parese und neu­ro­muskuläre Sko­liose lautete die Diag­nose. „Sie wird euch nie wahrnehmen“, haben die Ärzte den Eltern beim Ver­lassen der Klinik erk­lärt. Eine Fehl­prog­nose, wie sich her­ausstellen sollte.

Lillys Eltern haben die Aus­sage nie für sich angenom­men. Sie haben Lil­ly gefördert mit allen Mit­teln, die ihnen zur Ver­fü­gung ste­hen. Reit­ther­a­pie, Logopädie, Ergother­a­pie und vieles mehr gehören seit 16 Jahren zum Tage­spro­gramm und greifen ineinander.

Lil­ly wuchs in ein­er liebevollen Fam­i­lie auf einem großen Bauern­hof auf. Den­noch war sie allein in sich: „Ich war lange Zeit gefan­gen in mir. Ich war mit mir ganz allein und nie­mand kon­nte zu mir here­in. Manch­mal hat­te ich große Angst, die Tür würde niemals gefun­den…“, schreibt Lil­ly heute. Doch sie wurde gefun­den. Nach und nach.

2019 nahm Lil­ly mit ihrer Mama an einem Forschung­spro­jekt der Musik­ther­a­peutin Brigitte Meier-Sprinz und ihres Ehe­mannes, dem Kinder-Neu­rolo­gen Andreas Sprinz aus Kempten teil. Im Laufe der Zeit wurde deut­lich, dass es für Lil­ly möglich ist, einen Muskel im Ober­arm so zu bewe­gen, dass die Bewe­gun­gen nicht per­ma­nent von Spastik und Dys­tonie über­lagert wer­den. Ihre Mut­ter unter­stützte und ver­stärk­te diese min­i­malen Bewe­gun­gen. Lil­ly begann, bes­timmte rhyth­mis­che Muster zu wieder­holen und übte die Bewe­gun­gen in der Ergotherapie.

Die Tür zur Kom­mu­nika­tion und damit zur aktiv­en Teil­habe am Leben ging auf. Es stellte sich her­aus, dass Lil­ly bere­its mit Buch­staben umge­hen und lesen kon­nte und so über Sprache und Schrift ver­fügt. Lil­ly begann sich mit Hil­fe ihrer Mut­ter unter Ver­wen­dung von bun­ten Buch­stabenkarten auszu­drück­en. Sei­ther schreibt sie beein­druck­ende Texte über ihr Erleben.

Ihr Buch ist voller bunter Bilder, die Fre­undin­nen zu Lillys Geschicht­en gemalt haben. Die Entste­hung des Buch­es sei für Lil­ly wie eine Reise gewe­sen. Nun gehen ihre Geschicht­en auf die Reise - zu den Men­schen, die sie lesen. Ihnen gewähren sie Ein­blicke in die Gefühlswelt ein­er tapfer­en jun­gen Frau, die einges­per­rt in ihren Kör­p­er bei klarem Ver­stand viele Jahre auf Befreiung gewartet hat, außer Stande, ihre Gedanken auszudrücken.

Bei der Vorstel­lung des Buch­es liest Lillys Mama Heike einen Brief ihrer Tochter vor - denn Lil­ly benötigt nach wie vor jeman­den, der ihr eine Stimme lei­ht. Buch­staben und Worte, die Fähigkeit lesen und schreiben zu kön­nen – und die Ent­deck­ung, wie sie diese nach außen trans­portieren kann, ver­lei­hen ihr den­noch inzwis­chen die Möglichkeit, ihre Gefüh­le und Gedanken mitzuteilen. „Die Zeit war sehr lange, in der ich nichts sagen kon­nte. Ich bin unendlich dankbar, dass ich jet­zt sagen kann, was ich will, was ich denke und füh­le. Es ist ein gutes Gefühl ernst genom­men zu wer­den.“ Denn das sei für sie furcht­bar gewe­sen – zu erken­nen, dass sie völ­lig unter­schätzt wurde – dass die Men­schen von ihrem behin­derten Kör­p­er auf ihren Geist schlossen.

„Sprache verbindet die Men­schen. Wenn Sprache fehlt, müssen die Men­schen gut aufeinan­der acht­geben, denn Denken und Fühlen kann man auch ohne zu sprechen“, liest ihre Mama Lillys Worte. Die Zeit als stum­mer Zuschauer sei schw­er gewe­sen. „Ich war oft sehr verzweifelt und von Trau­rigkeit umgeben.“ In Gedanken ver­fasste sie kleine Geschicht­en, in die sie ihre Sor­gen und Nöte, aber auch ihre Freude, Liebe und Dankbarkeit ver­pack­te. Wie gut habe es sich dann ange­fühlt, als sie die Geschicht­en mit Hil­fe ihrer Mama auf­schreiben konnte.

Und heute? Lil­ly kom­poniert, nen­nt Musik „Töne, die die Seele stre­icheln“, schreibt und macht die mit­tlere Reife. Sie habe noch so viele Worte und Geschicht­en in ihrem Kopf, die her­aus wollen, sagt Lil­ly - aber sie muss warten, bis ihre Mama Zeit zum Schreiben hat.

Das kön­nte sich bald ändern, denn im Früh­jahr wurde der Vere­in „Voice for Lil­ly“ gegrün­det, mit dem Ziel, eine Möglichkeit zu find­en, wie Lil­ly mit Hil­fe von Com­put­ertech­nik und kün­stlich­er Intel­li­genz selb­ständig schreiben und sprechen kön­nte. Diese Erfind­ung kön­nte vie­len anderen Men­schen, die wie Lil­ly in ihrem Kör­p­er gefan­gen sind und sich nicht mit­teilen kön­nen, eine Stimme geben. Erste Pro­to­typen sind bere­its entwickelt.

Mehr im Inter­net: www.voice-for-lilly.de

So lief die Buchvorstellung

Das Buch von Lil­ly ist bei ein­er Ver­anstal­tung in Grü­nen­bach vorgestellt wor­den. Dabei begleit­ete sie Brigitte Meier-Sprinz gemein­sam mit ihrer Mut­ter am Xylo­fon. Das Lied, dessen Text Lil­ly selb­st geschrieben hat, heißt „Das bin ich“.

Michael Rehm, der Lek­tor für das Buch war, kon­nte bei der Präsen­ta­tion kaum reden vor Rührung. „Viele Jahre wurde nur über dich gesprochen und sel­ten mit dir – dabei kön­nen wir so viel von dir ler­nen. Demut gehört sich­er dazu. Du zeigst uns, dass ein Men­sch viel mehr ist als das, was wir sehen. Und dass wir das Geschenk eines gesun­den Kör­pers viel mehr wertschätzen müssen.“ Er habe schon viele ungewöhn­liche Buch­pro­jek­te veröf­fentlicht, aber Lillys Geschichte sei unfassbar.

Das kör­per­lich behin­derte Mäd­chen Lil­ly Haller hat ein Buch geschrieben, das im Ziel Ver­lag unter der ISBN 978-3-96557-134-1 erhältlich ist.
Fotos: Susi Donner

Lillys Mama Heike liest die Botschaft vor, die Lil­ly für die Feier der Buch­präsen­ta­tion ver­fasst hat. Papa Wolf­gang hält sein­er tief berührten Tochter die Hand.

Lillys Schwest­er Anna lei­ht Lil­ly ihre Stimme und liest für sie eine Geschichte aus Lillys Buch „Aus dem Herzen, für die Seele – Geschicht­en, um einan­der mit anderen Augen zu sehen“..

--

Susi Don­ner.
Freie Jour­nal­istin für Text und Bild.
Mobil: 0049 151 569 79 369


aus: West­all­gäu­Plus Dezem­ber 2023; Autorin und Fotos: Susi Donner
Link zum Artikel im e-Paper

Ein Wunder namens Lilly

Wie ein kör­per­lich schw­er behin­dertes Mäd­hcen Licht und Liebe in die Welt bringt und ein Buch veröffentlicht


Wern­er Michl in e&l - erleben und ler­nen, Aus­gabe 1/2024, S.32

„Wun­der gibt es immer wieder“ trällerte ein­st­mals Kat­ja Ebstein. Der Schlager war der deutsche Beitrag zum Euro­vi­sion Song Con­test 1970, wo er den drit­ten Platz bekam. Ich habe diese Schnulze schon 1970 unter dem Mot­to Herz aus Glas in die geistige Mot­tenkiste ver­frachtet. Jet­zt gilt es von einem Wun­der zu bericht­en, das berührt und bewegt. Lil­ly Haller ist von Geburt an schw­er kör­per­lich behin­dert, und viele Fach­leute mein­ten auch, dass sie geistig schw­er behin­dert sei. Denn die kleine Lil­ly hat­te wed­er die Sprache zur Ver­fü­gung noch Mimik und Gestik. Sie kon­nte sich kaum bewe­gen, ihr Kör­p­er war ihr Gefäng­nis. Es hat lange gedauert, bis die uner­müdliche Mut­ter merkt, dass Lil­ly mehr ver­ste­ht als man ver­mutet, ja sog­ar lesen kann. Und dann erfand die Mut­ter eine Möglichkeit, mit­tels eines beson­deren Alpha­bets, Texte von Lil­ly zu schreiben. Ihre Mut­ter muss man als ein­fach als Heldin feiern, die weit mehr beein­druckt als so manch­er egozen­trische Exremkletterer.

Die Exper­tin­nen und Experten haben sich geir­rt, denn Lil­ly Haller ist gescheit, gebildet, voller Geschicht­en und auch fröh­lich und frech. Ihrem Kinder­arzt schreibt sie: „Du Spaßvo­gel.“ Der liest das, fängt zu lachen an, und dann weint er vor Freude (S. 12). Auch als Rezensent bekommt man bei diesem Abschnitt feuchte Augen. Es fol­gt eine Lesereise mit bun­ten Bildern, kurzen Geschicht­en und Gedicht­en. Die Geschicht­en­samm­lung wird ergänzt durch „Wun­schgeschicht­en“ und „Wei­h­nachts­geschicht­en.“ Jede Leserin wird in dieser Schatzk­iste ihre Perlen find­en, hier nur drei Beispiele.

„Der Gärt­ner“, der seine Arbeit liebt, wird von einem reichen Kun­den überzeugt, dass mit Maschi­nen alles leichter geht, dass der Ertrag gesteigert wer­den kann und er dann mehr Freizeit hat. Am Ende der Geschichte wacht er schweißge­badet auf und ist sich sich­er: „Alles bleibt so, wie es ist.“ (S. 31).

Eine Gedichtzeile bleibt unvergessen:
„… Ein­mal kann ich mit den Wolken über die Erde fliegen, durch alle Jahreszeit­en, bis ich wieder im Früh­ling ankomme.“ (S. 35)

Ganz beza­ubernd sind auch die Wei­h­nachts­geschicht­en. Den „Wei­h­nacht­sen­gel“ (S. 71) kön­nen nur Kinder sehen, und dann legt der Wei­h­nacht­sen­gel seine „Flügel um die ganz kleinen Kinder, bis die Liebe um sie war.“

Ein ganz großer Dank geht an den ZIEL-Ver­lag, an Michael Rehm und Alex Fer­stl, die mit Feuereifer diese Veröf­fentlichung unter­stützt haben, auch wenn sie in keine Buchrei­he passt. Es sind zwei mutige Ver­leger, Unternehmer, Päd­a­gogen, die auf dem umkämpften Buch­markt ihre Men­schlichkeit bewahrt haben. Sie soll­ten beim näch­sten inter­na­tionalen Kongress zusam­men mit Lil­ly Haller den ersten Preis in Kat­e­gorie Pub­lika­tio­nen und den einzi­gen Preis in der Kat­e­gorie Per­sön­lichkeit bekommen.

Im „Froschkönig“ wird der Frosch zum Prinzen – und Lil­ly wird, fast wie im Märchen, zur Autorin. Das Märchen begin­nt mit dem Satz: „In den Zeit­en als das Wün­schen noch geholfen hat.“ Es wäre ein Wun­sch, dass Lil­ly weit­er­hin ihrer Mut­ter Geschicht­en erzählt, damit wir alle irgend­wann die neuen Geschicht­en lesen können.

Titel

Nach oben