Damit Geschichte Zukunft bleibt

19,99 24,80 

Impulse zur Individualpädagogik in Deutschland
von Joachim Glörfeld, Eckhart Knab, Peer Salström-Leyh, Norbert Scheiwe (Hrsg.)

Individualpädagogik wird nach wie vor kontrovers, manchmal sogar polar, diskutiert. Trotz konzeptioneller und fachlicher Weiterentwicklung sowie empirischer Fundierung löst diese Hilfeform oft Gefühle, Ängste oder Befürchtungen mit einem immer intensiveren Regulierungsdruck aus. Reißerische Medienberichte machen in besonderem Maß die Hilflosigkeit und Haltung des „Systems“ deutlich. Das vorliegende Buch richtet einen breit angelegten Blick auf diese Nische erzieherischer Hilfen. In Form von Praxisberichten, konzeptionellen und theoriebasierten Überlegungen, Forschungsergebnissen, historischen Rückblicken und dem Einbeziehen fachverwandter Aspekte wird eine Rückschau und ein Blick in die Zukunft ermöglicht.

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Artikelnummer: 978-3-96557-124-2- Kategorien: , ,

Beschreibung

282 Seit­en, Softcover
For­mat DIN A5
24,80 €
ISBN 978-3-96557-124-2

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Klappentext

Indi­vid­u­alpäd­a­gogik wird nach wie vor kon­tro­vers, manch­mal sog­ar polar, disku­tiert. Trotz konzep­tioneller und fach­lich­er Weit­er­en­twick­lung sowie empirisch­er Fundierung löst diese Hil­fe­form oft Gefüh­le, Äng­ste oder Befürch­tun­gen mit einem immer inten­siv­eren Reg­ulierungs­druck aus. Reißerische Medi­en­berichte machen in beson­derem Maß die Hil­flosigkeit und Hal­tung des „Sys­tems“ deutlich.

Das vor­liegende Buch richtet einen bre­it angelegten Blick auf diese Nis­che erzieherisch­er Hil­fen. In Form von Prax­is­bericht­en, konzep­tionellen und the­o­riebasierten Über­legun­gen, Forschungsergeb­nis­sen, his­torischen Rück­blick­en und dem Ein­beziehen fachver­wandter Aspek­te wird eine Rückschau und ein Blick in die Zukun­ft ermöglicht.

Es ist auch eine Pub­lika­tion gegen das Vergessen der Men­schen, die sich mit viel Fach­lichkeit, Herzblut und Risikobere­itschaft dem Auf­gaben­feld ein­er beson­ders benachteiligten Ziel­gruppe zuge­wandt haben: Sie kom­men zu Wort und find­en Erwäh­nung. Die einzel­nen Artikel sind eben­so als Impuls gedacht, sich mit der His­to­rie und mit den Aspek­ten ein­er zukun­fts­fähi­gen Weit­er­en­twick­lung der Indi­vid­u­alpäd­a­gogik auseinan­der zu set­zen. Eher (wieder ein­mal) ein Beginn als ein Abschluss.

Blick ins Buch

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Vorwort der Herausgeber

Diese Pub­lika­tion ist ein Exper­i­ment, von dem wir noch nicht wis­sen, wie es enden wird. Entwed­er geht es in der Vielfalt der Päd­a­gogik­lit­er­atur unter, wird vielle­icht gar nicht wahrgenom­men oder, so unser Wun­sch, es wird als Impuls ange­se­hen, die his­torische Entwick­lung und Bedeu­tung der „Indi­vid­u­alpäd­gogik“ etwas mehr in den Blick zu nehmen und an deren Wirk­samkeit und Qual­ität weiterzuarbeiten.

Nach wie vor wer­den jun­gen Men­schen, die in und mit den ange­bote­nen Erziehung­shil­festruk­turen nicht zurechtkom­men als „Sys­tem­sprenger“ beze­ich­net. Damit wird die Ver­ant­wor­tung für ihr „Ver­sagen“ indi­vid­u­al­isiert und an die jun­gen Men­schen selb­st und deren Fam­i­lien abgegeben, deren Aus­gren­zung und Stig­ma­tisierung geht weit­er. Das Sys­tem stellt sich selb­st eher nicht in Frage, obwohl viele der jun­gen Men­schen genau daran scheit­ern. Die seit Jahren beste­hende und empirisch belegte hohe Quote der unge­planten Abbrüche in sta­tionären Hil­fen, beson­ders bei Jugendlichen, spricht eine deut­liche Sprache.

Genau für diese Jugendlichen wurde seit dem Wan­del vom JWG (Jugend­wohlfahrts­ge­set­zt) als sog. „Ein­griff­s­ge­setz“ zum SGB VIII (das die Herkun­fts­fam­i­lie als Hil­feempfänger in den Blick nahm) in den 90er Jahren, zunächst von eini­gen „Exoten“ dann von mehr und mehr sich entwick­el­nden Trägern, „Indi­vid­u­alpäd­a­gogik im In und Aus­land“ konzep­tion­iert und ange­boten. Die Erleb­nis­päd­a­gogik und sport-, bewe­gungs- und kun­st­päd­a­gogis­che Ele­mente (Ressourcenori­en­tierte Päd­a­gogik) standen eben­so Pate.

Etliche empirische Unter­suchun­gen bele­gen die hohe Wirk­samkeit und den Erfolg der­ar­tiger Hil­fen. Im Laufe der Zeit wur­den die beste­hen­den qual­i­ta­tiv­en Stan­dards weit­er­en­twick­elt, Selb­stverpflich­tun­gen erar­beit­et, Mitar­bei­t­ende fach­lich aus­ge­bildet und geset­zliche Anpas­sun­gen vorgenom­men, die die oben genan­nten Effek­te noch unter­stützen. Trotz­dem wurde die Diskus­sion um diese Hil­fen weit­er sehr stark durch ide­ol­o­gis­che Aspek­te bes­timmt und wenige, sehr unfach­lich agierende öffentliche und pri­vate Träger bes­timmten durch ihre oft strafrechtlich rel­e­van­ten Hand­lungsweisen die öffentliche Diskussion.

Die jun­gen Men­schen UND die ange­botene indi­vid­u­al­isierte Hil­fe­form erleben hier das gle­iche Schick­sal ein­er eher stig­ma­tisieren­den und nicht ein­er fach­lich fundierten Beurteilung. Durch die Poli­tik ini­ti­ierte inländis­che und europäis­che Verord­nun­gen benachteili­gen ganz aktuell beson­ders die sozial aus­ge­gren­zten jun­gen Men­schen in beson­derem Maß und ermöglichen ihnen keine Teil­habe am interkul­turellen Aus­tausch und am sozialen Ler­nen, die Ablehnung ein­er Sys­temver­ant­wor­tung geht weiter.

Auch ein, dieser Hil­fe­form gegenüber nicht gerecht wer­den­der „kri­tis­che“ Blick hat uns ver­an­lasst, mit den nach­fol­gen­den Artikeln die erfol­gre­iche Entwick­lung der „Indi­vid­u­alpäd­a­gogik“ zu dokumentieren.

Gle­ichzeit ist diese Pub­lika­tion ein Ver­such, den­jeni­gen Gehör zu ver­schaf­fen, die sich seit ein­er Vielzahl von Jahren prak­tisch und the­o­retisch mit diesem Ange­bot erzieherisch­er Hil­fen auseinan­derge­set­zt und es damit wesentlich mit geprägt haben.

In unser­er schnel­llebi­gen Zeit gehen his­torische Zusam­men­hänge sehr oft ver­loren. Men­schen, die Entwick­lun­gen angeregt, Ini­tia­tive ergrif­f­en, Konzepte entwick­elt und umge­set­zt haben ger­at­en vielfach in Vergessen­heit auch deshalb, weil ihr prak­tis­ches Han­deln wenig Zeit ließ, auch noch poli­tis­che State­ments, ver­ban­dlich­es Engage­ment oder Öffentlichkeit­sar­beit zu ermöglichen.

Und so find­en Sie als Leser auf den fol­gen­den Seit­en, nach unserem Vor­wort viele Fachar­tikel, die sich mit der His­to­rie, mit der Grund­hal­tung und Ethik, mit prak­tis­chen und konkreten Konzepten und deren erfol­gre­iche Umset­zung, mit einem fach­philosophis­chen Blick­winkel der „Indi­vid­u­alpäd­a­gogik“ aber auch mit prä­gen­den angren­zen­den „Päd­a­gogiken“ beschäfti­gen. Sie wur­den von Fach­leuten ver­fasst, die in meist sehr konkreter Form in Prax­is und Forschung zur Entwick­lung indi­vid­u­alpäd­a­gogis­ch­er Hil­fen beige­tra­gen haben.

Sicher­lich ist es uns nicht gelun­gen, alle Aspek­te dieser Hil­fe­form einge­hend und mit angemessen­er Tiefe zu beleucht­en, bei der Vielfalt der Ange­bote und Ansätze und der Pro­tag­o­nis­ten ein schi­er unmöglich­es Unter­fan­gen. Wie gesagt, wir ver­ste­he unsere Pub­lika­tion als Impuls, der vielle­icht von anderen Autoren weit­er aufge­grif­f­en und ver­tieft wer­den kann.

Ergänzt wer­den diese Fachar­tikel durch die Betra­ch­tung sog. „ver­wandter päd­a­gogis­ch­er Ansätze“ wie die „Erleb­nis­päd­a­gogik“ und die „Ressourcenori­en­tierte Päd­a­gogik“. Sie sind und waren Bestandteile indi­vid­u­alpäd­a­gogis­ch­er Hil­fen, der Begriff „Erleb­nis­päd­a­gogik“ wurde in den Anfän­gen syn­onym dafür benutzt und viele aktuelle Hil­feange­bote inte­gri­eren nach wie vor Ele­mente davon. Erst im Laufe der Weit­er­en­twick­lung indi­vid­u­alpäd­a­gogis­ch­er Ansätze wurde auch eine begrif­fliche Tren­nung vol­l­zo­gen. Wir wollen allerd­ings diese Wurzeln nicht in Vergessen­heit ger­at­en lassen. Sie sind nicht nur fach­his­torisch wichtig, son­dern nehmen auch die Men­schen in den Blick, die sich an dieser Entwick­lung beteiligt waren. Neben den Fachar­tikeln find­en Sie in einem zweit­en Teil eine Samm­lung von „Pro­tag­o­nis­ten“ indi­vid­u­alpäd­a­gogis­ch­er Hil­fen. Sie haben diese Hil­fe­form in Deutsch­land entwick­elt, umge­set­zt, beforscht und (fach-) ver­ban­dlich und (fach-)politisch vertreten und mit geprägt.

Sie sind eine Ansamm­lung und ein riesiges Poten­tial an fach­lich­er, men­schlich­er und ethis­ch­er Kom­pe­tenz. Von Ihnen ging und geht Inno­va­tion, „Unternehmer­tum“ im Sinne von „etwas mit jun­gen Men­schen machen und unternehmen“, päd­a­gogis­ches Herzblut und Freude am Gestal­ten aus. Auch hier ist es aus unter­schiei­dlichen Grün­den unmöglich Alle zu erwäh­nen und einen Platz zu geben. Manche sind lei­der schon ver­stor­ben, andere lehnen eine solche Darstel­lung aus Beschei­den­heit ab, wieder andere sind nicht mehr erre­ich­bar oder wollen als Pen­sion­is­ten die gewonnene Frei­heit und Dis­tanz zum beru­flichen Leben weit­er bewahren. All dies wollen wir respek­tieren und möglicher­weise haben wir auch Kol­legin­nen und Kol­le­gen schlichtweg überse­hen oder nicht mehr in Erin­nerung rufen kön­nen. Dafür bit­ten wir schon jet­zt um Verge­bung und auch hier gilt der Gedanke des obi­gen Impulses.

Der Titel, „Damit Geschichte Zukun­ft bleibt“ ist sehr bewusst gewählt. Unsere Idee, die His­to­rie und betr­e­f­fende Men­schen in Erin­nerung zu rufen und sich damit auseinan­der zu set­zen, soll gle­ichzeit­ig als Aufruf ver­standen wer­den, die Zukun­ft der Indi­vid­u­alpäd­a­gogik kon­struk­tiv und zum Wohle der jun­gen Men­schen weit­erzuen­twick­eln und zu gestalten.

Jed­er junge Men­sch, welch­es per­sön­liche Schick­sal er auch unver­schuldet erlei­den musste, hat es mehr als ver­di­ent, die indi­vidu­elle Unter­stützung zu erhal­ten, die ihm eine selb­st­bes­timmte Teil­habe am Leben ermöglichen kann. Dies umzuset­zen ist eine ethisch-human­is­tis­che und gesellschaftliche Verpflich­tung und gle­ichzeit­ig geset­zlich­er Auf­trag. „Indi­vid­u­alpäd­a­gogis­che Hil­fen im In- und Aus­land“ sind eine Möglichkeit der Erzieherischen Hil­fen dies umzuset­zen, ganz beson­ders dann, wenn den jun­gen Men­schen noch mehr Aus­gren­zung und Stig­ma­tisierung dro­ht. Der­ar­tige Ange­bote ver­di­enen es, das hat die Ver­gan­gen­heit gezeigt, nicht fach­lich geächtet oder weit­er poli­tisch gegän­gelt, son­dern in ganz beson­derem Maße wert­geschätzt und gefördert zu wer­den, eben weil sie oft die einzig mögliche Form der Umset­zung von Hil­fen für diese junge Men­schen sind. Alles andere bedeutet Scheitern.

In diesem Sinne wün­schen wir Interesse,

Spaß und Freude am Lesen

Die Her­aus­ge­ber

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