Klappentext
Ein gebrochener Arm, ein verstauchter Fuß, akute Bauchschmerzen oder eine allergische Reaktion – all das ist in der Stadt für den modernen Rettungsdienst kein großes Problem. Doch wie sieht es aus, wenn man mitten im Wald, im Gebirge oder in der Wüste in eine solche Situation kommt? Starke Schmerzen, Atemnot, Aufregung!
Wie kann man jetzt den Überblick behalten und die richtigen Entscheidungen treffen?
Anhand des Prioritätenschemas »RUM – BAP –> SAU – DIWAN«
beschreibt dieses Buch Schritt für Schritt, was beim Outdoornotfallmanagement zu beachten ist.
Alle Maßnahmen werden leicht verständlich erklärt und mithilfe von 98 Farbzeichnungen und 122 Fotos veranschaulicht. Dabei verzichten Autor und Zeichner auf den schulmeisterlich erhobenen Zeigefinger und ersetzen ihn durch lockere Sprache und humorvolle Illustra tionen. Somit ist »Erste Hilfe Outdoor« einerseits ein didaktisch und medizinisch hochwertiges Lehrbuch, andererseits aber auch eine unterhaltsame Lektüre.
„Erste Hilfe Outdoor“ ist mehr als nur ein Erste-Hilfe-Buch: Speziell für Outdoorprofis ist es wichtig, sich mit Fragen der Trainerausbildung, Teilnehmerinformation, Ausrüstung und der Organisation des Notfall- und Krisenmanagements zu beschäftigen. Denn medizinische Kenntnisse sind nur ein Element des Sicherheitsnetzes, das für jede Outdoorunternehmung notwendig ist. Auch zu diesem Thema liefert der Autor zahlreiche Hinweise.
„Erste Hilfe Outdoor“ ist das Ergebnis von über 20 Jahren Seminarerfahrung. Alle beschriebenen Techniken sind in der Praxis erprobt und haben sich bewährt. Das Buch eignet sich somit hervorragend als Ergänzung zu einem Erste-Hilfe-Kurs oder zum Selbststudium.
Für die vierte Auflage wurden zahlreiche Texte ergänzt und aktualisiert, beispielsweise „Wiederbelebung“, „Blutstillung“, „Schlaganfall“, „Traumasensible Begleitung nach dem Notfall“ u.v.m. Außerdem wurden mehrere Zeichnungen und Fotos überarbeitet. Somit entspricht das Buch dem aktuellsten Stand der internationalen notfallmedizinischen Empfehlungen.
Rezension
Monika Pietsch für www.socialnet.de
Thema
Aktivitäten und Trainings draußen boomen. Mit den zunehmenden Outdoor- Aktivitäten, ob allein und in Gruppen, steigt auch die Wahrscheinlichkeit in eine Notsituation zu geraten. Doch gerade dort, wo die nächste Hütte oder der nächste Notarzt weit entfernt sind, ist es nötig im Notfall einen ruhigen Kopf zu behalten. Für Trainer und Betreuer von Aktionen draußen ist es deshalb wichtig, sich spezielle Strategien und Fachwissen an zu eignen, um selbst helfen zu können oder/und Hilfe professionell zu organisieren.
Aufbau
Die Erfahrungen und auch der Aufbau des Buches sind einem praktischen Notfall- Training der Outdoorschule Süd e.V. entnommen. Das Buch ist als Ergänzung zu dem Seminar gedacht und analog dazu aufgebaut. Die Themen in dem Buch sind so angeordnet, das sie in ihrer Priorität der eines Notfalls entsprechen.
Kapital 1: Prioritäten
Den Start in das Kapitel macht ein praktisches Beispiel. Es macht den Verlauf eines Unfalls deutlich und stellt die Rettungsmaßnahmen in der Reihenfolge ihrer Prioritäten vor. Zunächst geht es darum sich einen Überblick über die komplexe Situation des Unfalls und dessen Ablauf zu verschaffen. Die im weiteren Verlauf verwendeten Abkürzungen RUM, BAP, SAU und DIWAN werden eingeführt und anschließend in weiteren Kapiteln des Buches näher erläutert.
Kapitel 2: RUM Risiken, Umfeld, Management
Nachdem ein Unfall passiert ist, gilt es zunächst das Umfeld zu überprüfen: Bestehen weitere Gefährdungen für den Verletzten? Für die Helfer? Dann konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf die Verletzung selbst: Gibt es Verdachtsmomente über mögliche Verletzungen durch den Hergang oder die Lage des Verletzten? Abschließend gilt es das Notfallmanagement zu planen, Verantwortlichkeiten festzulegen und den Kontakt zum Verletzten sicherzustellen.
Kapitel 3: BAP- SAU Achtung Lebensgefahr
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Kontrolle und Sicherung der lebenswichtigen Funktionen (Vitalfunktionen). Hier wird medizinisch und praktisch erklärt, wie die Funktionen: Bewusstsein, Atmung und Puls (BAP) überprüft und animiert werden.
Die Ergebnisse zeigen SAU: Besteht oder besteht nicht: ein Schock, Atemstörungen, Unterkühlung? Die 3 Zustände werden in ihren unterschiedlichen Ausprägungen beschrieben und ihre Behandlungen erklärt.
Beispiel Unterkühlung: Eine schwere Unterkühlung hat 1. Priorität vor allen anderen Hilfsmaßnahmen. Unter Unterkühlung versteht man das Absenken der Körpertemperatur unter 35¡C. Zunächst ist es wichtig zu wissen wie der Körper Wärme aufnimmt oder abgibt. Dann sind wesentliche Unterscheidungen im Umgang mit leicht oder schwer Unterkühlten, so dürfen schwer Unterkühlte nicht oder nur in Horizontallage bewegt werden, während sich leicht Unterkühlte bewegen sollen. Abschließend wird eine Wiedererwärmungstechnik, die Hibler- Packung, vorgestellt. Diese wird aus Iso-Matte, Schlafsäcken, Biwaksack, Rettungsdecke und 40¡ heißem Wasser erstellt. Den Abschluss des Kapitels bildet die Checkliste, in der die vorhergehenden Informationen kurz zusammengefasst werden.
Kapitel 4: Immer mit der Ruhe DIWAN
DIWAN steht für: Detailuntersuchung, Immobilisierung, Wundversorgung, Abtransport organisieren, Notfallcamp einrichten. Dabei werden weitere Hilfsbegriffe eingeführt, z.B. “5 B” der Detailuntersuchung: Birne, Beide Arme, Brust, Bauch, Beide Beine.
Unter Immobilisierung werden verschiedene Verletzungen (Knochenbrüche, Gelenk- und Muskelverletzungen) anhand von Beispielen beschrieben, und die unterschiedlichen Techniken sie ruhig zu stellen und den Patienten zu lagern.
Die Wundversorgung gehört zu den häufigsten Hilfsmassnahmen. Ziel dabei ist eine schnelle Heilung und die Psyche des Verletzten, der sich z.B. mit einem sauberen Verband deutlich besser fühlt. Es werden die Reinigung und Desinfektion vorgestellt, Medikamente und Verbindetechniken.
Beim Abtransport sind zum Einen die Gründe für den Transport zu überlegen und andererseits die nötigen Mittel (Tragetechniken und Hilfsmittel von selbstgebauten Krücken bis zum Hubschraubereinsatz). Dazu sind Kenntnisse in Geländekunde, Orientierung, Notfalltelefonnummern und das Einweisen eines Hubschraubers nötig, die Kurzform wird dargestellt. Auch für den Aufbau eines Notfallcamps sind einige Dinge zu berücksichtigen: Lage, Witterung und Versorgung mit z.B. Wasser und Holz.
Im Anhang des Buches gibt es weitere praktische Tipps, erste- Hilfe- Sets mit genauen Inhaltsbeschreibungen, Empfehlungen von Medikamente ebenso wie Alternativen zu Medikamenten und Ausklärung über rechtliche Aspekte.
Zielgruppen
Diskussion
Zielgruppen des Buches sind Interessierte und alle, die allein oder mit Gruppen draußen sind. Es eignet sich besonders für Absolventen von Erste- Hilfe- Kursen zur Nachbereitung und als Gedankenstütze. Oster unterrichtet seit 1996 Erste-Hilfe-Seminare für Outdoor-Aktive und hat sowohl hier als auch in seiner Tätigkeit als Rettungsassistent und Wilderness EMT (Wildnis- Sanitäter) Erfahrungen gesammelt, die ihn zu einem Experten auf diesem Gebiet machen. Er ist zudem Geograf und Biologe und hat sein Referendariat für Lehramt an Gymnasien absolviert. Nach Aussage des Autors soll das Buch Spaß machen und der beginnt schon durch die Aufmachung. Gleich zu Beginn wird der/ die LeserIn durch eine Legende in die Struktur des Buches eingeführt. Dabei kann man sich z.B. an den unterlegten Farben orientieren, so sind Beispiele grau, medizinische Hintergrundinformationen blau, Zusammenfassungen gelb. Neben den Fallbeispielen aus der Praxis und sehr guten Fotos aus Erste- Hilfe- Kursen, verdeutlichen viele Bilder, Fotos und Graphiken das Beschriebene. Verbandtechniken oder Tragemöglichkeiten von Verletzen sind dadurch veranschaulicht und reproduzierbar. Am jeweiligen Seitenrand geben Stichworte einen schnellen Überblick. Querverweise im Text markieren ergänzende Stellen im Buch, sodass ein Querlesen ermöglicht wird.
Alles in allem macht es das Buch gut lesbar, die Struktur und der Aufbau machen Sinn und prägen sich ein. Es enthält eine Fülle von Struktur- und Detailwissen, sowohl für den Laien als auch den Fortgeschrittenen. Dem Buch liegt auch ein Spickzettel mit den nötigsten Informationen als Gedankenstütze zum Mitnehmen bei. Oster gibt auch einige Alltagstipps; z.B. zum Einüben von RUM (Risiken, Umfeld, Management). Dabei kann man sich selbst und seine Wahrnehmung in ungefährlichen Situationen schulen. Und das geht so: Sobald man den Impuls hat jemandem zu helfen, sich für einen Moment die Situation genauer ansehen und überprüfen, was ist passiert und was ist jetzt angebracht und angemessen? Alle relevanten Probleme, die draußen entstehen können, werden beschrieben. Einzig die Versicherungs- und Haftungsfragen, gerade als Trainer oder Leiter einer Veranstaltung, nehmen kaum Raum ein. Wie bereits oben gesagt, braucht dieses theoretische Wissen dringend Praxis. Einiges kann man selbst üben, anderes in einen Erste- Hilfe Kurs und wieder anderes nur in einem speziellen Outdoor- Erste- Hilfe- Kurs. Wie schnell man in eine Situation gebracht wird, in der man Handeln muss, machen die Beispiele deutlich. Das Wissen um die Erste- Hilfe ist ein MUSS in Arbeit oder Freizeit draußen.
Rezensentin
Monika Pietsch
Training und Konstruktives Lernen
selbständige Trainerin und Beraterin, Schwerpunkt: Team- und Führungskompetenzen mit den Methoden des konstruktiven Lernens
Homepage www.training-konstruktiv.de
Der Autor (Rettungsassistent und Bergwacht-Ausbilder) führt Erste-Hilfe-Outdoor-Seminare durch. Aus den Kursunterlagen ist das Buch hervorgegangen. Es ist weniger als Nachschlagewerk für unterwegs gedacht, sondern als kursbegleitende oder reisevorbereitende Lektüre.
Die aufgezeigten Erste-Hilfe-Maßnahmen sind eingebunden in ein umfassendes Notfall- und Krisenmanagement der Outdoor-Aktivität. Dabei folgt der Autor einem Prioritätenschema, das durch witzige Eselsbrücken im Gedächtnis bleibt. Das Buch ist übersichtlich gestaltet, mit zahlreichen Fotos aus den Seminaren und farblichen Hervorhebungen von Beispielen, Praxistipps und Zusatzinformationen. Der Inhalt ist durch Inhaltsverzeichnis und Register gut erschlossen.
Die Ausgabe entspricht laut Autor dem aktuellsten Stand der internationalen medizinischen Empfehlungen. Beilage: Eine Kurzanleitung in Leporelloform.
LK/S: Wild (ekz.bibliotheksservice 2018/28 - Besprechungsdienst für öffentliche Bibliotheken - www.ekz.de)
Über die Autoren
Heike Hornig ist staatlich anerkannte Erzieherin, Diplom-Sozialpädagogin (FH) und Erlebnispädagogin. Seit vielen Jahren ehren- und hauptamtlich engagiert in der internationalen Jugendarbeit. Seit 2002 arbeitet sie freiberuflich für den erlebnispädagogischen Verein OiMi e.V. und für die deutsche Nationalagentur „JUGEND für Europa“. Ihre Arbeitsschwerpunkte sind Europäische Jugend- und Erwachsenenbildung und Interkulturelles Lernen. Brot backen und kochen sind gleichzeitig Hobby und Leidenschaft für sie. Die Kreativität und Experimentierfreude, die beim Ausprobieren neuer Rezeptideen und Techniken freigesetzt werden, sind bereichernd für ihre Arbeit.
Markus Hönig ist Diplom-Sozialpädagoge (FH) und Erlebnispädagoge. Er ist hauptberuflich als Jugendsozialarbeiter an Schulen bei der Initiativgruppe – Interkulturelle Begegnung und Bildung e.V. in München beschäftigt. Freiberuflich ist auch er für den erlebnispädagogischen Verein OiMi e.V seit 2003 tätig. Er ist der Bastler und Tüftler im Outdoor-Küchen-Gespann und beschäftigt sich seit seiner Diplomarbeit (2002) mit dem Thema Outdoor-Küche in der Erlebnispädagogik.
Beide AutorInnen sind Vorsitzende des erlebnispädagogischen Vereins Outdoor in Movement International e.V. und bieten u.a. zusammen internationale Trainings und Fortbildungen an. Auch bei Interesse an Outdoor-Kochworkshops können Sie die beiden gerne unter info[ät]oimi.de kontaktieren.